Hallo liebe Viktoria, erzähl uns doch vielleicht erstmal wer du bist und was du machst?

Hola! Ich bin Viktoria, 24 und wohne derzeit in Bogotá, sonst jedoch in Linz. Ich bin Reise- und Tauchbloggerin (www.chronic-wanderlust.com) und studiere gerade in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá. Seitdem ich vor 8 Jahren das erste Mal in Lateinamerika war, bin ich nicht mehr losgekommen. Die offene Kultur und die Lebensfreude – und natürlich das Essen hier hat es mir besonders angetan.

Wie bist du heute morgen in den Tag gestartet?

Gut ausgeschlafen, danach frische Mango mit Müsli und einer kleinen Arepa – eine typisch kolumbianische Maisflade.

Was hat dich nach Bogotá verschlagen? Warum Bogotá?

Dank meines Studiums musste ich mich vor einigen Monaten entscheiden, wo ich denn ein Semester verbringen wollte. Meine Wahl fiel gleich auf Lateinamerika und meine Präferenz lautete klar Kolumbien. Die Kombination aus Küste, Bergen und Kultur was ausschlaggebend für mich. „Leider“ gab es nur eine Partneruni und diese befindet sich in Bogotá. Ich mag ja große Städte nicht so wirklich und hätte eine kleinere bevorzugt. Denn in Bogotá leben mehr Menschen als in ganz Österreich. Das hat jedoch auch seine Vorteile: denn bei einem Leben in Bogotá kommt man sehr leicht und günstig überall im Land hin.

Ein weiterer Punkt, der mir wichtig war, war das Wetter: denn in Bogotá ist ganzjährig wirklich angenehm zum Leben. Temperaturen zwischen 10-25°C sind einfach perfekt für mich. Wenn ich es doch mal wärmer möchte bin ich in 1:30h an der kolumbianischen Karibikküste.

Leben in Bogotá

Wie lief die Vorbereitungszeit ab? Gab es diese in ausreichender Form?

Die einzige Tätigkeit in der „Vorbereitsungszeit“ – wenn man die so nennen mag – war es, mein Visum zu beantragen und den Pass in Wien abzuholen. Mehr Zeit gab es eigentlich nicht, aber das macht mir nichts aus und ich bevorzuge diese flotte Art sogar.

Was waren deine ersten Eindrücke und Erfahrungen? 

Beim Anflug auf Bogotá war ich erstaunt wie grün doch alles ist. Wir sind über die saftig grünsten Wiesen mit ein paar Kühen auf die graue Stadt angeflogen – dahinter haben sich die ebenfalls grünen Berge erhoben.

Gab es Überraschungen?

Ich habe schon in Venezuela und Mexiko gelebt und bin mit der Kultur und die Lockerheit der Latinos durchaus vertraut. Jedoch trifft es mich immer wieder aufs Neue und ich muss dann einfach laut loslachen und mich daran erinnern wo ich gerade bin.

Eine wirklich positive Überraschung war meine Vermieterin. Da ich mein Zimmer übers Internet gebucht hatte, konnte ich ja nicht wissen wie es dann tatsächlich werden würde. Aber ich hatte das größte Glück überhaupt. Denn meine Gastomi, wie ich sie mittlerweile liebevoll nenne, hat meinen Aufenthalt seit der ersten Sekunde vereinfacht und ich liebe es mit ihr über die Vergangenheit und Gegenwart Kolumbiens zu diskutieren.

Hat es lange gedauert bis du dich eingelebt hast? Fiel es leicht, sich zu integrieren?

An manchen Tagen fühle ich mich komplett angekommen, an anderen komplett verloren. Ich lebe bei einer älteren Dame im Haus und dank ihr habe ich mich fiel schneller eingelebt und konnte mich schnell zurechtfinden. Das mit dem Integrieren ist immer so eine Sache; denn ich fühle mich schon gut integriert, jedoch werde ich nie 100% integriert sein – denn für viele Kolumbianer bedeutet Europäer zu sein, viiieeel Geld zu haben. Und genau gegen dieses Vorurteil versuche ich anzukämpfen, was nicht leicht ist, denn das erste das man wahrnimmt sind meine blonden Haare.

Wie würdest du die Kolumbianer beschreiben? Oder verbringst du mehr Zeit mit anderen Internationals?

Einerseits sind die Kolumbianer warmherzige, offene und lebensbejahende Menschen. Aber wie überall auf der Welt kann man nicht sagen, dass alle so wären. Nach wie vor meinen viele Männer in Kolumbien mehr Rechte als Frauen zu haben und sind sehr machohaft in ihrer Art. Damit habe ich wohl mein größtes Problem. Nicht selten passiert es, dass mir auf der Straße nachgerufen und nachgepfiffen wird – und das nervt.

Ich verbringe sehr viel Zeit mit meiner Gastomi und unternehme immer wieder Aktivitäten mit Studienkollegen aus Kolumbien. Immer wieder auch mit Internationals, aber das versuche ich nicht zu oft zu machen, denn ich bin ja hier um viiieeel Spanisch zu sprechen.

Welche Teile der Stadt würdest du zum Wohnen empfehlen und warum?

Chapinero Alto ist definitiv ein wunderschönes Viertel zum Leben in Bogotá: relativ sicher, grün und sehr international. Hier findet man viele kleine Frühstückslokale, Bio-Läden und gute Restaurants.

Auch wenn diese Frage natürlich sehr individuell zu beantworten ist: Was ist das durchschnittliche Budget pro Monat? Was würdest du als Minimum empfehlen?

Die Mietpreise in Bogotá sind im Vergleich zu Europa nicht hoch und so lässt es sich mit wenig gut leben. Und auch das Essen ist sehr günstig, wenn man weiß wo man hingeht.

Ich zahle für mein Zimmer 140€ Miete pro Monat – ich hätte auch eine komplette Wohnung für 300€ mieten können.

Würde ich immer selbst kochen, würde ich nicht mehr als 100€ ausgeben. Aber auch Essen gehen ist um einiges günstiger als in Österreich. Mein „teuerstes“ Mahl war in Cartagena in einem wunderschönen argentinischen Lokal: 400g Steak, mit Beilage und ein Getränk für 18€.

Für 6€ bekommt man am Markt so viel Obst und Gemüse, dass man es nicht mehr selbstständig nach Hause tragen kann.

Eine Fahrt im Bus kostet zwischen 0,50€ und 0,70€.

Als monatliches Budget kommt man also gut mit 350€ aus – ohne Aktivitäten jedoch.

Leben in Bogotá

Was war dein bisher schönster Moment in Bogotá?

Der Ausblick über Bogotá vom Wanderweg Quebrada La Vieja aus. Um diesen Ausblick genießen zu können muss man früh aufstehen, denn nur von 5-9 am ist dieser geöffnet und von Polizei bewacht.

Und der Schlechteste?

Generell, dass man sich auf die Kolumbianer oft nicht verlassen kann. Wenn sie etwas sagen, muss das nicht heißen, dass es auch geschieht.

Planst du für immer dort zu bleiben? Könntest du es dir vorstellen?

Momentan stellt sich diese Frage nicht ob ich länger hierbleiben wollte, denn mein Semester neigt sich bereits dem Ende zu und im Herbst startet meine FH in Österreich wieder.

Egal wie gern ich in Kolumbien bin, ich könne hier nicht für immer leben. Ich liebe es zu wandern, spazieren und laufen zu gehen. Obwohl es hier reichlich Möglichkeit gäbe, aber es ist einfach nicht ausreichend sicher.

Ich vermisse es sehr einfach rauszugehen und sich nicht darüber Gedanken machen zu müssen, wie spät es ist und in welchem Teil der Stadt man sich befindet.

Was sind deine Insider-Tipps für Besucher? 

Wenn das Wetter mitspielt kann ich es jeden nur empfehlen, früh aufzustehen und den kurzen Wanderweg Quebrada La Vieja anzugehen. Es gibt verschiedene Wege hinauf, der flotteste dauert nur 45 Minuten und der Blick auf Bogotá ist einfach fantastisch.

Und was würdest du jemandem sagen, der darüber nachdenkt ebenfalls nach Bogotá zu ziehen?

Just do it. Nicht viel drüber nachdenken, sondern einfach machen.

Und zu guter Letzt: Wenn du Bogotá in 3 Wörtern beschreiben müsstest, welche wären es?

Berge, Verkehr, Märkte.

Leben in Bogotá

Vielen Dank für deine Zeit, Mühe und Offenheit! Noch eine unvergessliche Zeit in Kolumbien und bis bald!