Die Gefühle, die ich persönlich mit Paris verbinde, lassen sich gar nicht in Worte fassen. Das Spektrum reicht vom hüpfenden Herzen gepaart mit funkelnden Augen, bis hin zu Schmerz verursachender Traurigkeit. Nicht zuletzt aufgrund dieser Extremerfahrungen, die ich in der Stadt gemacht habe, kann ich nicht aufhören, mich mit großem Enthusiasmus über das Leben dort auszutauschen. Eigentlich hatte ich geplant, nur einen einzigen Erfahrungsbericht aus Paris in meine Blogkategorie „Leben in“ aufzunehmen. Doch bei der Suche nach einem Interviewpartner war die Resonanz so groß, dass ich mich dazu entschlossen habe, dem Thema in Form einer ganzen Reihe Platz auf dem Blog einzuräumen. Durch die Reihe „Aus dem Leben in Paris“ soll ein spannender und persönlicher Einblick in ganz individuelle Leben in Paris entstehen.
Teil 2 mit Karin: Aus dem Leben in Paris
Hallo liebe Karin, erzähl uns doch vielleicht erstmal wer du bist und was du machst?
Ich bin seit Ende April 2017 fertig mit meinem Master und arbeite seit Dezember 2016 in Paris im Homeoffice. Ich habe mein Studium der Internationalen BWL an der Universität Bamberg absolviert und komme ursprünglich aus Stuttgart. Hier in Paris treffe ich mich oft mit Freunden auf einen Kaffee oder ein Glas Wein und versuche an so vielen Sportevents wie möglich teilzunehmen.
Wie bist du heute morgen in den Tag gestartet?
Ganz klischeehaft mit Kaffee und einem Pain au chocolat. Meistens stehe ich um 6:30 Uhr auf um Laufen zu gehen. Momentan habe ich dafür nicht viel Zeit, deshalb musste ich mich mit meinem Frühstück an den Laptop setzen und mit der Arbeit anfangen.
Was hat dich ins schöne Paris verschlagen? Warum ausgerechnet Paris?
Ich wollte schon immer im Ausland arbeiten und da mein Freund Franzose ist und in Paris arbeitet, habe ich meine Entscheidung nach Paris zu ziehen relativ schnell getroffen. Hinzu kommt, dass meine Mutter aus Frankreich kommt und ich deshalb schon immer eine gewisse Verbundenheit mit dem Land hatte. Die finale Entscheidung wirklich nach Paris zu ziehen habe ich getroffen, als mir ein Projekt in Frankreich angeboten wurde.
Wie lief die Vorbereitungszeit ab? Gab es eine?
Die Entscheidung nach Paris zu ziehen kam relativ überraschend, da ich mich in meinem Masterstudium befand. Jedoch haben mein Freund und ich die perfekte Wohnung gefunden und da dies in Paris wirklich selten vorkommt haben wir sofort zugeschlagen. Dementsprechend hatte ich 2 Monate Zeit mich auf den Umzug vorzubereiten.
Was waren deine ersten Eindrücke und Erfahrungen?
Laut, chaotisch und groß. Es gibt immer etwas zu tun… sowohl kulturell als auch für Sportfreaks, Musikliebhaber und für alle anderen auch. Meine Erfahrungen waren fast ausschließlich gut, bis auf den Kundenservice hier. Alles was Administration angeht ist hier kompliziert und langwierig. Man braucht unglaublich viel Geduld bei solchen Sachen.
Gab es Überraschungen?
Da ich Frankreich schon relativ gut kenne gab es im Großen und Ganzen keine riesen Überraschungen. Ich war lediglich positiv überrascht, wie groß hier das Expat Netzwerk ist. Auf Facebook gibt es hunderte Gruppen für Expatriierte, Ausländer, Zugezogene… ich habe leichter Anschluss gefunden, als ich gedacht hätte.
Hat es lange gedauert bis du dich eingelebt hast? Fiel es leicht, sich zu integrieren?
Ich habe mich relativ gut eingelebt. Die ersten zwei-drei Monate war es noch etwas kompliziert. In Bamberg konnte ich jeden Tag meine Freunde sehen und ich kannte mich in der Stadt gut aus. Hier habe ich mich erstmal jeden Tag verirrt, da ich versucht habe ohne Google Maps von A nach B zu kommen und gleich mit dem Fahrrad durch die Gegend fahren wollte. Nach einigen frustrierenden Tagen ging es dann. Die Leute hier sind sehr herzlich und sind auch immer sehr neugierig, wenn ich sage, dass ich aus Deutschland hergezogen bin. Ich habe einige wirklich nette Menschen hier kennengelernt.
Wie würdest du die Pariser beschreiben? Oder verbringst du mehr Zeit mit anderen Zugezogenen?
Entgegen des Vorurteils, dass die Pariser sehr versnobt und arrogant sind, habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Ich glaube man muss erstmal offen und positiv auf die Leute zugehen und sich nicht aufgrund des Vorurteils anders verhalten. Daneben ist es jedoch auch sehr angenehm mit anderen Zugezogenen zu reden, da man sehr viele Erfahrungen teilt und sich auch gegenseitig aushelfen kann.
Welche Teile der Stadt würdest du zum Wohnen empfehlen und warum?
Da ich selbst im 1. Arrondissement wohne, kann ich persönlichen diesen Teil der Stadt empfehlen. Allerdings ist es hier auch sehr schwierig eine bezahlbare Wohnung zu finden. Ich glaube es kommt auf die individuellen Vorlieben an, wo man sich eine Wohnung nimmt. Einige meiner Freunde wohnen sehr weit außerhalb der Stadt, da sie lieber die Ruge bevorzugen. Manche Stadtteile sind nicht so sicher wie andere, ich glaube aber, dass man bevor man sich hier eine Wohnung nimmt, das Viertel besuchen sollte bevor man eine Entscheidung trifft.
Auch wenn diese Frage natürlich sehr individuell zu beantworten ist: Was ist das durchschnittliche Budget pro Monat? Was würdest du als Minimum empfehlen?
Dies ist wirklich eine sehr individuelle Frage. Zum einen zahlt man deutlich mehr, wenn man alleine nach Paris zieht und auch nicht mit Mitbewohnern in einer Wohnung leben möchte. Die Mieten liegen hier bei ca. 600 – 1000€, für das Essen pro Woche berechne ich ca. 50€ (ich persönlich gehe immer zu Lidl) und dann kommt eben noch das „Freizeitgeld“ hinzu, was auch bei ca. 50€ pro Woche liegt je nach Aktivität. Insgesamt würde ich empfehlen mit dem Minimum von ca. 1000€ im Monat zu rechnen (meine individuelle Meinung).
Was war dein bisher schönster Parismoment?
Es gab bisher so viele Paris-Momente und die schönsten waren immer neue Entdeckungen, kleine Passagen die ich noch nie gesehen hatte, Viertel in denen kaum ein Tourist zu finden ist und versteckte Museen von denen ich noch nie gehört habe.
Und der Schlechteste?
Mein schlechtester Moment waren die Auseinandersetzung mit dem französischen Kundenservice (egal bei welcher Firma oder Institution). Es ist absolut frustrierend mit den Leuten vom Kundenservice zu reden, da man genau weiß, dass Anfragen sowieso nicht ernst genommen werden.
Planst du für immer dort zu bleiben? Könntest du es dir vorstellen?
Da ich immer gerne auf Reisen bin und neue Orte entdecke, weiß ich jetzt schon, dass ich nochmal in einem anderen Land leben möchte. Der Plan ist erstmal 2 – 3 Jahre hierzubleiben und dann zu entscheiden, wo es mich als nächstes hinzieht.
Was sind deine Insider-Tipps für Parisbesucher?
Ich kann jedem nur empfehlen in das Artistenhaus 59 rue Rivoli zu gehen. In diesem Haus sitzen verschiedene Künstler in den einzelnen Zimmern und man kann sich mit diesen Unterhalten und die Kunstwerke betrachten. Eintritt ist kostenlos und die Stimmung ist mal etwas anderes, als in einem normalen Museum.
Am besten man nimmt sich auch mal einen Abend Zeit, um an der Seine zu sitzen und zu picknicken. Dort findet man viele Grüppchen an Leuten, Musiker und lernt leicht neue Leute kennen. Mein liebster Spot ist neben Notre Dame auf der linken Seite der Seine.
Und was würdest du jemandem sagen, der darüber nachdenkt ebenfalls nach Paris zu ziehen?
Gut überlegen, ob man sich das Leben in Paris leisten kann. Was Paris ausmacht sind die Spektakel, die Veranstaltungen und das Leben dort. Ohne Job nach Paris zu kommen und zu hoffen, dass man etwas findet scheitert meist. Die Ausgaben hier sind deutlich höher als in Deutschland. Eine andere Sache über die viele nicht nachdenken sind die administrativen Dinge: Wo bezahle ich meine Steuern? Was mache ich mit meiner Rente? Welche Versicherung kann und muss ich hier nehmen? Gut informieren und am besten einfach mal 1 Semester in Paris studieren. Von außen mag Paris wunderschön erscheinen, aber manch einem wird die Stadt und der Lärmpegel einfach zu viel.
Und zu guter Letzt: Wenn du Paris in 3 Wörtern beschreiben müsstest, welche wären es?
Chaos, Kultur und Internationalität.