Bei den Überlegungen, welcher der Oberstdorfer Hausberge sich am besten für eine Tageswanderung an einem schönen Sommertag eignete, entschieden wir uns für das Rubihorn. Trotz der vorausgesagten 26°C fiel die Entscheidung für die mehrstündige Tour schnell, wozu vor allem der auf der Route liegende Alpsee, Wasserfälle zu Beginn der Strecke und einige Empfehlungen führten. So viel sei vorneweg gesagt: Wir haben die Wanderung aufs Rubihorn nicht bereut!

Wanderung aufs Rubihorn:

Das Wichtigste in Kürze

Parkplatz: Reichenbach bei Oberstdorf; gebührenpfl. 2,50 Euro (Automat wechselt nicht)

Dauer: 6-7 Stunden; Aufstieg 3:15 h & Abstieg 3:00 h + Pausen

Entfernung: 13,5 km

Höhenmeter: 1340 Höhenmeter

Wann: Juni-Oktober

Schwierigkeit: mittel; Trittsicherheit, gewisse Kondition, gutes Schuhwerk und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich

Packliste: Wanderschuhe, Wandersocken, ggf. Wanderstöcke, ausreichend Wasser (mind. 3 Liter), Pflaster, Kopfbedeckung, Sonnenschutz, Snacks, Mobiltelefon, Kamera

Einkehrmöglichkeiten: Berggasthof Gaisalpe & Breitenberg Café

Und los geht’s im Frühtau

Naja mehr oder weniger… Später als ursprünglich geplant erreichen wir den Parkplatz und starten nach kurzem Kampf mit dem Automaten für unser Parkticket unsere Wanderung aufs Rubihorn. Unsere Entscheidung wird direkt zu Anfang der Tour belohnt, denn die erste Etappe führt uns durch eines der schönsten Täler im Allgäu, durch den Gaisalptobel. Entlang von Wasserfällen und im Schatten der Bäume legen wir die ersten Höhenmeter noch hochmotiviert zurück und erfreuen uns an der malerischen Landschaft, die mich zwischenzeitlich fast an meine Regenwaldbesuche erinnerte. Nichtsdestotrotz sind auch diese ersten Meter nicht zu unterschätzen. Es geht kontinuierlich über feuchte Waldwege und befestigte Stufen nach oben und die ersten Schweißtropfen lassen nicht lange auf sich warten.

Das steilste Stück und unser Ziel in Sicht

Am Ende des Tobels können wir unser Ziel sogar schon sehen. Das Rubihorn erstrahlt in seinem vollen Glanze, angestrahlt von der langsam immer höher steigenden Sonne. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir nur schwer vorstellen, mich in wenigen Stunden am Gipfelkreuz des Riesen zu befinden. Das steilste Stück der Wanderung stand uns nun unmittelbar bevor. Mit Hilfe von Drahtseilen, die am Fels befestigt wurden, wird uns der Aufstieg ein wenig erleichtert.

Nachdem wir dieses Stück hinter uns gebracht hatten, zeigte sich vor uns der wunderschöne Gaisalpsee. Dieser lag am Vormittag noch im Schatten, aber ich konnte mir nur allzu gut  vorstellen, wie ich auf dem Rückweg ins kühle Nass springe.

Der Aufstieg zum Gipfel des Rubihorn

Begleitet von der Melodie läutender Kuhglocken ging es vorbei an dem wunderschönen Bergsee, weiter in Richtung Gipfel. Dafür müssen wir im Zickzack den Grat zwischen Gaisalphorn und Rubihorn hinauf wandern und teilweise auch wieder entlang eines Drahtseils klettern. Ab und zu geht es hier schon ziemlich steil herunter und so bemühen wir uns, konzentriert den einen Fuß vor den anderen zu setzen und dabei schwindelfrei zu bleiben. Höhenmeter um Höhenmeter kommen wir unserem Ziel näher.

Nun müssen wir uns rechts halten, um die letzten Meter bis zum Gipfel zu erklimmen. Erste wunderbare Aussichten bieten sich schon früher. Entgegen unserer Erwartungen ist es hier oben ganz schön wolkig und frisch und so müssen wir trotz den angesagten 25°C unsere Jacken überziehen.

Am Gipfel angekommen werden als erstes die obligatorischen Gipfelkreuz-Gruppenfotos geschossen und sich dann genüsslich mit Aussicht auf das Alpenvorland, Oberstdorf, weitere Bergseen und viel Grün über unser wohlverdientes zweites Frühstück hergemacht. Die Diesigkeit, die unsere Sicht anfangs noch vernebelte, löste sich während unserer Gipfelpause immer weiter auf. Die Sonne brach letztlich durch die Wolken, wärmte uns und verschönerte nochmals die ohnehin schon traumhafte Aussicht auf das Umland.

Und das ganze wieder zurück: Der Abstieg und Rückweg

Um ehrlich zu sein bin ich kein großer Freund vom bergab Wandern. Irgendwann tun mir ohne Wanderstöcke zwangsläufig die Knie weh und außerdem kennt man die Strecke bereits. Wir überlegten noch, ob wir die andere Seite als Rückweg wählen sollten, aber das kühle Nass des Gaisalpsees sowie einen Kuchenpause in einer der Hütten, die auf unserem Weg lagen, waren zu verführerisch und so ging es den gesamten Weg wieder hinab. Dabei mussten wir ständig anderen Gipfelstürmern weichen. Denn ich habe gelernt: Wer hinauf geht hat Vorfahrt.

Endlich am See angekommen machte uns die Wärme langsam ganz schön zu schaffen und wir freuten uns auf ein abkühlendes Bad im Bergsee. Dieser war so unendlich kalt, dass sich alles zusammenzog und die Kälte fast wehtat. Ich hielt es nicht wirklich lange in dem klaren Gewässer aus, fühlte mich dafür aber danach wie neu geboren und blieb noch einige Zeit mit meinen Begleitern in der Sonne liegen, um mich von dem anstrengenden Aufstieg zu erholen und die wunderbare Berglandschaft zu genießen.

Mit neuer Energie nahmen wir die letzte Etappe des Rückwegs in Angriff. Schneller als in Erinnerung erreichten wir die erste Hütte und wenig später auch die zweite, in die wir für einen Kaffee und ein Stück hausgemachten Kuchen einkehrten, ehe wir die letzten paar Meter zurück zum Parkplatz gingen.

Müde, aber sehr sehr glücklich und erholt fiel ich an diesem Abend ins Bett und träumte von weiteren Wanderungen aufs Rubihorn, Pilgerwegen und Alpenüberquerungen …