Hallo liebe Anja, was müssen wir über dich wissen?

Ich bin eine abenteuerlustige Weltenbummlerin, die nie lange mit ihrem Hintern an einem Fleck bleiben konnte und jede Gelegenheit genutzt hat, die weite Welt zu entdecken. Inzwischen habe ich einen tollen Mann an meiner Seite, mit dem ich nicht nur meine Leidenschaft für fremde Orte teilen kann, sondern auch ein kleines Unternehmen aufbaue. Und dann gibt es natürlich noch mein Baby, meinen Blog Living UpsideDown.

Wie sah dein heutiger Start in den Tag aus?

Ganz hervorragend! Es ist Samstag, ich bin auf Mallorca, die Sonne scheint und wir sind früh gestartet, um eine wundervolle Wanderung zu machen…wenn es nach mir geht, kann ein Tag kaum besser beginnen!

Knapp gefragt: Warum Costa Rica?

Costa Rica ist ein wundervolles Land! Natürlich hat es eine einmalige Landschaft, eine spannende Tierwelt und super schöne Strände, aber vor allem hat es eine einzigartige Atmosphäre und strahlt ein besonderes Lebensgefühl aus – und genau das sind die beiden Dinge, die das Land für mich so besonders machen.

Kennengelernt habe ich Costa Rica im Winter 2013, als ich mit einer Freundin für ein paar Wochen das Land unsicher machen durfte. Noch nie ist es mir so schwer gefallen in den Flieger Richtung Heimat zu steigen, wie nach diesen tollen Urlaubswochen. Es war einfach total um mich geschehen, das Land hatte mich gefesselt und ich war schwer verliebt! Dass ich irgendwann zurückkommen würde, stand sofort fest, doch dass es schon so bald und vor allem so lange sein würde, hätte ich damals nie gedacht.

Doch dann habe ich meinen Freund kennen gelernt und alles kam viel schneller als gedacht! Auch er liebt das Land und war schon mehrmals dort und so war es schnell beschlossene Sache, dass wir unsere Sachen packen und auf unbestimmte Zeit nach Costa Rica gehen würden. Viele haben uns damals für verrückt erklärt, doch wir wollten einfach etwas wagen, um für uns herauszufinden, ob es in unserem Leben einen anderen Weg gibt, als den, der uns von Kind an fein säuberlich und brav geradlinig von der Gesellschaft bereitgelegt wurde. Und so kündigten wir unsere scheinbar vielversprechenden Jobs, brachen all unsere Zelte in Deutschland ab und zogen nach Costa Rica.

Wie liefen die Vorbereitungen ab? Was gab es zu tun?

Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren! Der größte und zugleich schönste Schritt war die Buchung der Flüge, denn damit wurde unser Vorhaben plötzlich total real. Gebucht haben wir mitten in der Nacht im Mai – ein Moment, der mir wohl für immer in Erinnerung bleiben wird. Nach dem Flug musste dann alles Weitere geregelt werden und das war ziemlich viel. Ein weiterer großer Schritt war es unsere Jobs zu kündigen, was sich total befreiend angefühlt hat. Auch die Wohnung musste gekündigt und aufgelöst werden, wobei wir so gut wie alle Möbel verkauft und die letzten Nächte in völlig kahlen Räumen auf einer Luftmatratze im Wohnzimmer verbracht haben. Und dann waren da natürlich noch so Dinge wie die Krankenversicherung, die Abmeldung in Deutschland, die Rechtslage in Costa Rica und das Visum…die Liste ist wirklich endlos lang!

Was waren deine ersten Eindrücke und Erfahrungen? 

Am Anfang ging noch alles drunter und drüber. Wir sind für die ersten Wochen bei Bekannten in der Nähe der Hauptstadt San José untergekommen, um alles Wichtige zu regeln. Es waren intensive Wochen, denn hier haben sich bereits die ersten Weichen für unsere zukünftiges Leben in Costa Rica gestellt. Die Zeit war gefüllt mit Behördengängen, Anwaltsgesprächen und vor allem einer abenteuerlichen Autosuche, die aber schließlich doch noch erfolgreich zu Ende ging. In diesen Wochen haben wir gleich mehrere Kostproben der mittelamerikanischen „mañana-Mentalität“ bekommen, denn bei all der Freundlichkeit kannst du dich doch leider nur selten auf ein Wort verlassen und meist dauern die Dinge um einiges länger als zunächst versprochen.

Die erste Zeit war im Grunde eine verlängerte Vorbereitungsphase, nur dass sie nun vor Ort stattfand. Erst als wir nach ein paar Wochen das Gefühl hatten endlich alles geregelt zu haben, ging unser Abenteuer wirklich los und wir stiegen in unser neues Auto, um uns in Costa Rica ein Zuhause zu suchen.

Gab es Überraschungen?

Überraschungen gab es unendlich! Aber die sind auch einfach vorprogrammiert, wenn man in Mittelamerika lebt.

Neben den alltäglichen Überraschungen, wie einem Skorpion im Waschbecken oder einem platten Reifen, die mit der Zeit schon fast zur Gewohnheit wurden, war die größte Überraschung der Ort, in dem wir schließlich unser Zuhause fanden. Der pure Zufall hat uns dorthin gebracht, denn er ist soweit ab von allem, dass wir vorher nie erwartet hätten überhaupt jemals dort vorbei zu schauen. Nachdem wir aber schon weit im Süden unterwegs waren und unsere Wohnungssuche für ein paar Tage mit einem entspannten Touri-Programm unterbrochen hatten, beschlossen wir die Gegend bis in ihren letzten Winkel zu erkunden. Und genau in diesem letzten Winkel hat es uns dann total erwischt!

Es war mitten in der Regenzeit und wir wussten nicht einmal ob die lange Schotterstraßen mit den viel zu großen Schlaglöchern passierbar war. Zum Glück hatte der Regen es aber gut gemeint und so landeten wir mit dem Wunsch nach ein paar erholsamen Strandtagen in dem zu dieser Zeit völlig ausgestorbenen und winzigen Ort am Ende der Straße und sind seitdem nicht mehr gegangen!

Hat es lange gedauert bis du dich eingelebt hast?

Wie man sich vorstellen kann, läuft das Leben in Costa Rica etwas anders ab und daran galt es sich zu gewöhnen. Unser Leben dort hatte mit dem Leben zuvor überhaupt nichts mehr gemeinsam. Gleichzeitig waren wir soweit entfernt von jeglicher Zivilisation, dass wir intensiv mit der Natur leben und viel von ihr lernen konnten. Bei vielen Problemen mussten wir uns selbst helfen, was uns nicht selten sehr erfinderisch machte und uns immer wieder über uns selbst hinaus wachsen lies. All das kam aber ganz natürlich und war auch sehr schön – wo sonst bekommen wir in unserer behüteten und durchorganisierten Welt heute noch die Chance solch eine Einfachheit und Ursprünglichkeit zu spüren?!

Auch die Bewohner in unserem kleinen Ort haben es uns sehr leicht gemacht und uns sofort in ihrer Mitte aufgenommen. Vom ersten Tag an haben wir uns unheimlich wohl gefühlt, sodass das Einleben tatsächlich ganz nebenbei und von allein geschah.

Wie würdest du die Costa Ricaner beschreiben? Oder hast du mehr Zeit mit anderen Internationals verbracht?

Die Costa Ricaner sind unheimlich herzlich und freundlich. Sie haben eine entspannte Einstellung zum Leben, was sehr ansteckend ist und dich all die Hektik und den Stress aus Europa schnell vergessen lässt. Nicht umsonst ist „Pura Vida“ das Lebensmotto in Costa Rica! Gleichzeitig heißt es aber auch, dass du oft viel Geduld mitbringen musst, denn die Mühlen mahlen hier nun mal viel langsamer. Verlassen kannst du dich selten auf etwas und wenn dir etwas für morgen versprochen wird, dann klappt es nicht selten erst in der nächsten Woche und noch viel später. Doch auch daran gewöhnt man sich und lernt selbst ein wenig loszulassen und nicht alles kontrollieren zu müssen.

Neben den Einheimischen haben wir aber auch sehr viel Zeit mit Menschen aus aller Welt verbracht, die sich in unserem kleinen Dorf ihren heimlichen Rückzugsort geschaffen haben. Da es nur wenige Menschen dort unten hin verschlägt und man schon ein wenig verrückt sein muss, um länger dort zu leben, hat jeder seine ganz eigene Geschichte und wir durften viele spannende Charaktere kennenlernen, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten, im Herzen aber doch alle gleich sind. All das hat uns zu einer tollen Gemeinschaft vereint, die sich blind versteht und die gleiche Einstellung zum Leben teilt.

Welche Teile des Landes würdest du zum Wohnen empfehlen und warum?

Das kommt sehr darauf an, was einem wichtig ist. Wir haben die Ruhe und die Abgeschiedenheit gesucht und sind deshalb im tiefsten Süden in einem winzigen Dorf gelandet, von dem der nächste Supermarkt 90 Minuten mit dem Auto entfernt war. Für uns war es dort einfach perfekt und ich habe jede Sekunde geliebt! Andere würden sich so fern von (fast) allem wahrscheinlich überhaupt nicht wohlfühlen.

Viele Ausländer zieht es nach Guanacaste und dort vor allem auf die schöne Nicoya Halbinsel, auf der es viele traumhafte Strände und eine relativ große Expat-Community gibt. Gleichzeitig bist du nicht weit entfernt von der Hauptstadt und den beiden internationalen Flughäfen des Landes, sodass du immer recht flexibel bleibst.

Andere möchten nicht auf die Vorzüge des Stadtlebens verzichten und bleiben deshalb in der Nähe der Hauptstadt San José – eine Entscheidung, die ich in einem Land, das außerhalb seiner Hauptstadt so viel Schönheit zu bieten hat, kaum nachvollziehen kann. Aber gewisse Vorzüge wie Restaurants, Shopping Malls oder Kinos gibt es nun einmal fast nur dort.

Schwierige Frage: Was ist das durchschnittliche Budget pro Monat? Was würdest du als Minimum empfehlen?

Ja, das ist wirklich sehr schwer zu sagen, denn wie überall kommt es natürlich vollkommen auf den persönlichen Lebensstil an. Grundsätzlich ist Costa Rica absolut kein günstiges Land und kommt teilweise schon fast an europäische Verhältnisse heran. Wir hatten großes Glück und haben für die Miete pro Monat ca. 500 USD gezahlt, sodass wir im Monat selten mehr als 1300€ für uns beide ausgegeben haben. Und das trotz eigenem Auto, das ständig Probleme gemacht hat…Das liegt natürlich auch daran, dass wir soweit abseits waren und Aktivitäten oder Restaurantbesuche damit viel seltener waren. Auch Lebensmitteleinkäufe waren fest geplant und „Lustkäufe“ waren einfach nicht möglich. Unter „normalen“ Umständen würde ich das Minimum allerdings eher auf 1000€ pro Person und Monat schätzen.

Was war dein bisher schönster Moment in Costa Rica?

Schöne Momente gab es so viele, da ist es wirklich schwer einen speziell herauszupicken…das erste Faultier in der Natur zu entdecken, mit den Hunden am Strand zu toben, frische Kokosnüsse vom Baum zu schlürfen, täglich gemeinsam mit den Nachbarn den Sonnenuntergang zu bewundern, ausgelassen zu tanzen, ausgedehnte Strandspaziergänge zu genießen, aufgeregt den Affenbesuch zu beobachten, die erste Welle zu reiten, das Hupen von Emilio zu hören, wenn er mit frischem Gemüse vorfährt, der Duft vom selbstgemachten Brot, mit der Natur aufzuwachen, ausgelassene Runden Frisbee-Golf im Garten zu spielen, barfuß zu gehen, jeden Morgen vom Meer geweckt zu werden…da kommen so viele wundervolle Erinnerungen hoch, die alle gemeinsam dafür gesorgt haben, dass die Zeit in Costa Rica als Ganzes zu einem wunderschönen und einzigartigen Moment wurde.

Und der Schlechteste?

Einen wirklich schlechten Moment gab es eigentlich nicht… zum Glück! Immer wieder standen wir zwar vor großen Herausforderungen, die uns oftmals viel Kopfzerbrechen und Sorgen bereitet haben, aber im Großen und Ganzen ging doch immer irgendwie alles gut. Weniger schön war mehr ein Gefühl als ein konkreter Moment, denn leider ist es bis heute so, dass man in Costa Rica als Weißer und als Ausländer als wohlhabend gilt, sodass jede Gelegenheit genutzt wird einem das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und so wird beispielsweise der Preis, den ein Einheimischer für eine Dienstleistung zahlt, immer weit unter dem liegen, den ein Ausländer zahlt. Auch wenn es aus Sicht der Costa Ricaner sogar ein stückweit verständlich ist, ist es einfach kein schönes Gefühl immer in eine Schublade gesteckt und nach dem Äußeren behandelt zu werden.

Könntest du es dir vorstellen langfristig dort zu leben? Würdest du dich noch einmal für das Land entscheiden?

Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, würde ich sofort noch einmal nach Costa Rica gehen! Es ist einfach zu schön und gibt mir ein durch und durch positives Lebensgefühl. Dauerhaft möchte ich allerdings nicht in Costa Rica leben, dafür fehlt mir dort einfach die Perspektive. Ich sehe es eher als meinen Rückzugsort, an den ich jederzeit zurückkehren kann und der mir immer wieder Kraft und Freude geben wird.

Was sind deine Insider-Tipps für Besucher? 

Haltet euch von der Hauptstadt fern und genießt die einzigartige Natur in ihrer vollen Schönheit! Esst in lokalen Sodas, bestellt was ihr nicht kennt, verbringt viel Zeit auf der Pazifik-Seite, erfrischt euch mit Kokoswasser, fahrt so weit südlich wie ihr könnt, dort wird es immer wilder und schöner, unterschätzt nicht die Distanzen, nehmt einen Allrad-Mietwagen und fahrt durch einen Fluss, besucht den Corcovado Nationalpark und erkundet die Osa Peninsula, bewundert die blaue Farbe des Rio Celeste und schlaft in einer Holzhütte mitten in der Natur. Lebt die Pura Vida Einstellung und genießt die Zeit in vollen Zügen!

Und was würdest du jemandem sagen, der darüber nachdenkt ebenfalls nach Costa Rica zu ziehen?

Tatsächlich nach Costa Rica ziehen, werden wohl die wenigsten. Und wenn doch, dann sind es Freigeister, die wegen der ansteckenden Atmosphäre einfach dort hängen bleiben. Wenn du aber tatsächlich darüber nachdenkst, dann mache auf jeden Fall erst einen längeren Urlaub dort, bei dem du dich aber auch so gut es geht auf das lokale Leben einlässt. Auch wenn es etwas ganz Anderes ist, kann es doch viele Überraschungen vermeiden. Unterschätze jedoch niemals, dass ein Urlaub einfach niemals das gleiche ist, als tatsächlich irgendwo zu leben. Im Urlaub siehst du all die Probleme nicht, mit denen du in der Realität konfrontiert bist. Das gilt wohl nicht nur für Costa Rica, sondern für viele tolle Reiseländer, die im Urlaub zwar unheimlich anziehend wirken, im Alltag aber ihre Herausforderungen für dich bereithalten.

Und zu guter Letzt: Wenn du Costa Rica in 3 Wörtern beschreiben müsstest, welche wären es?

Lebensfreude, Natur und Freiheit!

Ich bedanke mich für deine Zeit, Mühen und Offenheit! Bis bald!


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