Dass die Polizei in der Regel dafür da sein sollte, dir zu helfen sobald du in Schwierigekeiten geraten bist, ist nichts Neues. Dass sich das fernab von typisch deutscher Ordnung und Struktur manchmal als etwas weniger zutreffend oder etwas weniger organisiert herausstellt, auch nicht. Aber das, was uns während unseres Backpacking Trips durch Costa Rica widerfahren ist, ging über jegliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft hinaus; und das trotz der Tatsache, dass wir uns irgendwo zwischen zwei Orten im Nirgendwo in Zentralamerika befanden. Aber von Anfang an..

Ankunft in Panama & der Weg nach Costa Rica

Von Düsseldorf sollte es nach Costa Rica gehen. Letztendlich lief es ein klein wenig komplizierter ab als es sich anhört. Von Düsseldorf mit Autos nach Frankfurt, von Frankfurt in die Dominikanische Republik, dort ein kurzer Aufenthalt, weiter nach Panama Stadt und von hier aus mit 3 unterschiedlichen Bussen über die Grenze nach Costa Rica; nach Dominical um genau zu sein. In Frankfurt sind wir Ortszeit um 22:00 Uhr abgeflogen, in Domincal kamen wir Ortszeit um 1:00 Uhr morgens an. Unterwegs waren wir also gute 40 Stunden. Dementsprechend fertig fielen wir in dieser Nacht in die Betten unseres Hostelzimmers. Der nächste Morgen entschädigte die Strapazen der Anreise aber bereits völlig. Was wir in der Nacht nicht wahrgenommen hatten, war, dass sich unser Hostel wirklich DIREKT am Strand befand, sodas wir quasi vom Pletschern der Wellen geweckt wurden. Völlig gejetlagt wurden wir schon nach wenigen Stunden Schlaf wieder wach und waren die Ersten am Strand. Die Bucht lag noch schlaftrunkend im Nebel, was die Atmosphäre fast mystisch wirken ließ.

Dominical Dominical Costa Rica Dominical Strand Costa Rica

Der nächste Morgen

Da sich die Anreise, insbesondere der Grenzübergang Panama – Costa Rica, aber als um einiges langwiriger herausgestellt hat, als von uns geplant, beschlossen wir diesen Ort trotz seiner Schönheit bald zu verlassen, um Richtung Quepos bzw. Manuel Antonio aufzubrechen. Wir hatten bereits den Fehler gemacht unserem Lonely Planet blind zu vertrauen als es um den eben erwähnten “total unkomplizierten” Grenzübergang ging, aber das reichte uns augenscheinlich noch nicht. Wir vertrauten ebenso blind der Aussage, dass man in Costa Rica überall an größeren Straßen nach wenigen Minuten von einem der zahlreich verkehrenden Busse eingesammelt wird.

Unseren Kram wieder in unsere Rucksäcke gepackt, brachen wir also auf und setzten uns an die nächste stärker befahrene Straße, die Domincal passierte. Nach den ersten 20 Minuten, in denen NICHTS passierte, was uns nur irgendwie unserem Ziel hätte näher bringen können, entschieden wir uns dazu, ein paar Meter zu laufen. Mit rasant steigenden Temperaturen von schon bald über 30°C wurde es schnell recht gemütlich auf dem Asphalt der Schnellstraße. Nichtsdestotrotz ließen wir uns nicht von unserem Plan abbringen und marschierten weiter. Irgendwann erreichten wir eine Kreuzung, an der sich eine Kontrollstation der costa-ricanischen Polizei befand. Die Beamten fragten uns, ob wir Hilfe benötigten, wir lehnten dankend ab und liefen weiter.

Irgendwann schlug unser Glaube daran, dass gleich der mittlerweile lang ersehnte Bus auftauchte, in Wut gegen die Autoren unseres Reisführers um. Mit wahrscheinlich knallroten Köpfen, leeren Wasserflaschen und etwas verzweifelt, saßen wir nun am Straßenrand irgendeiner Landstraße in Costa Rica. Von Weitem konnten wir die größte Spinne erkennen, die wir je gesehen hatten. Sie hing an einem Strommast und trotz 6 weiterer Monate in Süd- und Mittelamerika, Begegnungen mit Taranteln und sämtlichem anderen Viehzeug, wurde dieses Exemplar nicht mehr übertroffen. Die Situation wurde damit also vollkommen abgerundet.

Backpacking Costa Rica 2

Außergewöhnliche Begegnungen mit der Polizei

Etwa eine weitere Stunde später machte uns die Hitze mehr und mehr zu schaffen und wir beschlossen uns auf den Rückweg zu machen. Auch wenn noch eine Nacht in Dominical das letzte war, was wir jetzt wollten, hatten wir keine andere Wahl. Dort hätten wir außerdem noch einmal nach dem Bussystem des Landes, Leihwagen oder ähnlichem fragen können. Aber da hatten wir die Rechnung ohne die Polizisten der bereits erwähnten Kontrollstation gemacht. Als wir diese wieder passierten, waren die Beamten sichtlich erstaunt darüber, dass wir die letzten Stunden nicht in einem Bus, sondern am Straßenrand nur wenige Meter weiter verbracht hatten. Auch wenn uns die Situation mehr als unangenehm war, empfanden wir es als unhöflich einfach weiterzulaufen. Und so kam es, dass wir uns einige Minuten mit den Polizisten unterhielten. Halb englisch und halb spanisch klappte das einigermaßen gut. Ich weiß nicht, wie rot unsere Köpfe leuchteten, jedenfalls brachte uns ein Polizist sofort zwei Flaschen gekühltes Wasser aus dem Inneren des Kontrollhäuschens. Unbemerkt machte sich derweil ein weiterer Polizist auf den Weg zur Straße und begann damit, scheinbar willkürlich Fahrzeuge herauszuwinken, um diese zu kontrollieren. Zumindest dachten wir das. Er bekam aber recht bald auch die Aufmerksamkeit der anderen beiden Polizisten, welche sich noch im Gespräch mit uns befanden. Diese schienen ihn zu belächeln. Es dauerte allerdings noch ein wenig bis auch wir verstanden, was er versuchte.

Er hielt bewusst nach Fahrzeugen Ausschau, in denen Frauen oder Familien fuhren, diese winkte er raus und fragte sie, ob sie zwei verzweifelte Backpackerinnen mit nach Quepos, unsere Zielstadt, nehmen könnten. Ungläubig lehnten die meisten ab oder sie fuhren ohnehin in eine andere Richtung. Uns war die Angelegenheit mittlerweile mehr als peinlich, aber andererseits dachten wir uns, dass dies die einzige Möglichkeit zu sein schien, um unser Ziel noch am selben Tag zu erreichen.

Costa Rica

Happy End

Einige Versuche später hatte der Beamte wirklich Erfolg und ein kanadisches Pärchen willigte ein, uns mitzunehmen. Nach unzähligem Bedanken bei der costa-ricanischen Polizei, luden wir unser Gepäck in den Jeep der Kanadier und stiegen ein. Die gesamte Fahrt über unterhielten wir uns angeregt mit dem jungen Pärchen. Die Zwei konnten auch kaum fassen, was wir für ein Glück hatten. Da Korruption in Süd- und Mittelamerika leider immer noch an der Tagesordnung steht, hatten sie schon ein ungutes Gefühl, als der Polizist sie anhielt. Sie erzählten uns, dass sie, wie wir, viele Jahre als Backpacker unterwegs waren und sie deshalb sofort Mitleid hatten.

So plauderten wir auch die restliche Fahrt über Backpacking Erlebnisse, Lebensgewohnheiten und Sonderlichkeiten in Kanada und Deutschland, bekamen ein paar Tipps für unseren Aufenthalt in Costa Rica und kamen letztendlich eine Zeit später in Quepos an. Unseren Rettern in der Not genügte ein herzliches Danke samt Umarmung. Mit dem Auto hatten wir nun natürlich viel weniger Zeit benötigt, als es der Bus getan hätte, und somit hatten wir noch genügend Zeit, um uns ein gemütlichen Platz für die Nacht zu suchen. Dieser Tag hat uns gezeigt, dass Glück und Pech ziemlich nah beieinander liegen können. Und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir dies feststellen mussten..


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