Hallo liebe Kaja, erzähl uns doch vielleicht erstmal wer du bist und was du machst?

Ich heiße Kaja und lebe seit gut zwei Jahren in Hong Kong. Für einen internationalen Konzern arbeite ich hier im Bereich Business Intelligence. Daneben haben mein Freund und ich vor kurzem unser eigenes Start-up gegründet. Auf der Website Direktflug.de haben wir uns auf den Flugpreisvergleich von Direktflügen spezialisiert.

Wie bist du heute Morgen in den Tag gestartet?

Genau wie in Deutschland freuen auch wir uns in Hong Kong auf ein langes Wochenende. Ich habe heute Morgen in Ruhe auf unserer Dachterrasse gefrühstückt und werde nachher den Tag noch zum Arbeiten nutzen.

Was hat dich nach Hong Kong? / Warum Hong Kong?

Ich bin der Liebe wegen nach Hong Kong gegangen. Mein Freund und ich haben uns bei der Arbeit in Deutschland kennengelernt und kurz darauf hatte er ein Jobangebot in China bekommen. Nach knapp zwei Jahren, in denen wir eine Fernbeziehung geführt haben, wurde er von Shanghai nach Hong Kong versetzt. Zu der Zeit hatte sich auch für mich etwas beruflich ergeben und so bin auch ich in Hong Kong gelandet.

Wie lief die Vorbereitungszeit ab? Gab es diese in ausreichender Form?

Es lief alles ganz unkompliziert ab. Mein Freund ist schon während seines Aufenthalts in China mehrmals beruflich nach Hong Kong gereist und auch ich kannte die Stadt schon aus Urlauben. Daher wussten wir schon in welchem Stadtteil wir leben wollten und haben schnell eine Wohnung gefunden. Im Gegensatz zu China ist in Hong Kong Englisch die zweite Amtssprache, so dass alle Websites und alles Offizielle immer auch in Englisch verfasst sind. Im Zuge meines Studiums habe ich ein Semester in Shanghai verbracht und habe dort viel über die chinesische Kultur gelernt. Ich fühlte mich daher gut vorbereitet.

Was waren deine ersten Eindrücke und Erfahrungen?

Hong Kong ist eine Wahnsinnsstadt! Ich erinnere mich gut daran, dass ich aus dem Staunen nicht mehr herauskam wie viele Hochhäuser es hier gibt. In den ersten Tagen hatte ich große Zweifel daran, dass ich mich hier jemals zurechtfinden würde. Da alle Häuser so ähnlich aussehen, hatte am Anfang echt Angst meine Wohnung nicht mehr wiederzufinden. Heute muss ich selbst darüber lachen, aber am Anfang fühlte ich mich wirklich von den ganzen Eindrücken erschlagen.

Leben in Hong Kong

Gab es Überraschungen?

Laufend! Hier läuft einfach vielen anders ab als in Europa. Zum Beispiel gratuliert man niemandem nachträglich zum Geburtstag. Dafür kann man aber schon Wochen vorher feiern oder gratulieren. Die Chinesen mögen es zum Beispiel auch nicht von der Sonne gebräunt zu werden. Dafür gibt es an jeder Ecke Whitening-Produkte. Da muss man als Europäer schon aufpassen nicht die falsche Creme zu erwischen.

Hat es lange gedauert bis du dich eingelebt hast? Fiel es leicht, sich zu integrieren?

Die Eingewöhnung fiel mir zum Glück sehr leicht. Ich habe schnell Freunde gefunden und ich war ja auch nicht ganz alleine. Womit ich allerdings bis heute so meine Probleme habe ist die Sprache. Während meiner Studienzeit hatte ich ein paar Jahre lang Hochchinesisch (Mandarin) Unterricht bekommen und das klappte auch ganz gut so weit, so dass ich dachte Kantonesisch zu lernen dürfte auch keine allzu große Herausforderung werden.

Ich muss aber zugeben, dass ich an dieser Herausforderung gescheitert bin. Es gibt ein Sprichwort das sagt „Du musst in Hong Kong geboren sein um die Sprache sprechen zu können.“ Das unterschreibe ich sofort! Zum Glück sprechen hier alle Englisch und wenn es doch einmal nicht klappen sollte, zum Beispiel beim Taxifahren, dann komme ich mit Mandarin weiter.

Wie würdest du die Chinesen beschreiben? Oder verbringst du mehr Zeit mit anderen  Internationals?

Zuerst würde ich gerne zwischen den Chinesen aus China und den Hong Kong Chinesen unterscheiden. Während die Festland-Chinesen in einer ganz anderen Kultur mit anderen Idealen und Wertevorstellungen leben, orientieren sich die Hong Konger sehr viel mehr an die westliche Kultur. Sie sind mir stets aufgeschlossen und mit großer Neugier begegnet. Bei der Freizeitgestaltung gehen die Interessen jedoch auseinander. Ein Einheimischer würde zum Beispiel nie Kollegen zu sich nach Hause einladen. Meine Freizeit verbringe ich somit fast ausschließlich mit anderen Expats.

Welche Teile der Stadt würdest du zum Wohnen empfehlen und warum?

Im Gegensatz zu anderen Weltstädten kann man in jedem Stadtteil in Hong Kong sicher wohnen. Es gibt keine klassischen Viertel, die man meiden sollte. Die Stadt gehört zu den sichersten der Welt und auch als Frau kann man abends unbesorgt durch die Straßen laufen.

Hong Kong besteht aus drei Teilen: Hong Kong Island, Kowloon und den New Territories. Die meisten Expats zieht es jedoch nach Hong Kong Island, vorwiegend in die Viertel Causeway Bay, Wan Chai und die Gegend um Central. Hier gibt es eine große Auswahl an westlichen Bars und Restaurants. Ich selber arbeite und lebe aber auf der Kowloon Seite. Mir wäre es zu umständlich jeden Tag von der Insel nach Kowloon zu fahren. Man darf die Entfernungen und vor allem die Massen an Menschen, die morgens zur Arbeit fahren, nicht unterschätzen.

Leben in Hong Kong

Auch wenn diese Frage natürlich sehr individuell zu beantworten ist: Was ist das durchschnittliche Budget pro Monat? Was würdest du als Minimum empfehlen?

Die Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten, da das Budget sehr vom jeweiligen Lebensstandard abhängig ist. Aber eines ist sicher, um die hohen Mietpreise kommt man nicht herum, egal für welches Viertel man sich entscheidet. Möchte man dann noch westliche Lebensmittel einkaufen, dann können die Kosten leicht in die Höhe gehen. Ein Liter Milch kostet zum Beispiel knapp drei Euro und eine Packung Aufschnitt schon mal locker fünf bis sechs Euro.

Für ein Zimmer in einer WG sollte man in etwa 1.000 EUR einplanen. Für unsere knapp 50 qm große Wohnung zahlen wir zum Beispiel umgerechnet etwa 2.000 EUR. Hinzu kommen noch Kosten für Lebensmittel, Restaurants und Ausgehen. Da gebe ich noch einmal um die 1.000 Euro im Monat aus. Das sind natürlich meine ganz persönlichen Ausgaben. Jemand, der jeden Tag auswärts essen gehen möchte und einen ausschweifenderen Lebensstil pflegt, kann sicher mit höheren Kosten rechnen. Dagegen würde ein Student, der weitgehend in lokalen Supermärkten einkauft, sicher auch mit weniger Geld auskommen.

Was war dein bisher schönster Moment in Hong Kong?

Bisher durfte ich schon viele schöne Momente in Hong Kong erleben, aber einer der schönsten war die Hochzeit von unseren Freunden. Sie haben sich am Victoria Harbour im Freien trauen lassen und anschließend haben wir auf einem Boot gefeiert. Das war ein toller Tag!

Und der Schlechteste?

Ich muss ehrlich sagen, ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht. Aber was mich immer wieder sehr traurig macht, ist die Verabschiedung von Freunden. Aber so ist das im Expat-Leben. Man lernt auf der einen Seite immer neue tolle Leute kennen, aber auf der anderen Seite bleiben alle nur für eine bestimmte Zeit und irgendwann trennen sich die Wege wieder.

Planst du für immer dort zu bleiben? Könntest du es dir vorstellen?

Generell könnte ich mir ein Leben in Hong Kong schon vorstellen, jedoch haben wir nicht geplant für immer hier zu bleiben. Mal sehen wie sich unser Start-Up entwickeln wird und wohin uns unsere Reise noch führen wird.

Leben in Hong Kong Leben in Hong Kong Leben in Hong Kong

Was sind deine Insider-Tipps für Besucher?

Hong Kong hat eine Menge Sehenswürdigkeiten zu bieten, wie zum Beispiel die Skyline, den Big Buddha auf Lantau Island und die Aussicht vom Victoria Peak. Auf den Berg hinauf fährt die historische Peak-Tram die bei Touristen sehr beliebt ist. Dementsprechend lang sind die Schlangen für ein Ticket. Mein Tipp: Fahrt mit dem Bus oder Taxi auf den Berg und nehmt die Bahn bergab. Hier ist bis zum späten Mittag fast nie eine Schlange.

Auf dem Peak angekommen erwartet euch eine kostenpflichtige Aussichtsplattform, die wirklich eine schöne Aussicht bietet. Jedoch könnt ihr den gleichen Blick auch kostenlos bekommen. Neben dem Restaurant The Peak Lookout führt ein Wanderweg einmal um den Berg herum. Von hier aus habt ihr einen grandiosen Blick auf Hong Kong.

Eine andere Perspektive auf die Skyline bekommt ihr vom Wasser aus. Nehmt dazu die Star Ferry, die von Hong Kong Island nach Kowloon fährt. Sie kostet nur ein paar Dollar. Mein Tipp: Für einen minimalen Aufpreis könnt ihr auf dem oberen Deck Platz nehmen und habt noch ein kleines bißchen bessere Sicht.

Eine meiner Lieblings-Locations für schöne Fotos ist die Chi Lin Nunnery in Diamond Hill. Neben dem Kloster befindet sich ein Park, dessen goldener Pavillon das Highlight bildet. Außerdem findet ihr dort auch noch ein vegetarisches Restaurant, welches unter einem Wasserfall liegt.

Abends solltet ihr unbedingt in eine Rooftop-Bar gehen. Mein Favorit ist das Wooloomooloo im The One in TST, da gibt es zum einen sehr gute Cocktails und zum anderen habt ihr von der Terrasse eine tolle Aussicht auf die Skyline und den Victoria Harbour. Vorher könnt ihr übrigens super gut im Din Tai Fung essen gehen. Das taiwanesische Restaurant ist bekannt für seine leckeren Xia Long Bao. Das sind mit Brühe und Fleisch gefüllte Teigtaschen, die im Bambuskörbchen serviert werden. Unbedingt probieren!

Um sich Hong Kong Island anzusehen empfehle ich eine Stadtrundfahrt mit der alten Tram. Die Hong Konger nennen sie liebevoll „Deng Deng“. Für umgerechnet weniger als 50 Cent könnt ihr einmal quer durch Hong Kong Island fahren. Mein Tipp: Unbedingt an den Endhaltestellen einsteigen und sich auf dem oberen Deck ganz vorne einen Platz suchen. Dann habt ihr die beste Aussicht.

Beliebt ist in Hong Kong auch der Afternoon-Tea, der in den meisten großen Hotels angeboten wird. Besonders eindrucksvoll ist die Aussicht vom Intercontinental in TST, hier hat man bei Tee und feinen Häppchen eine tolle 180 Grad Aussicht auf Hong Kong.

Wenn etwas mehr Zeit in Hong Kong zur Verfügung steht, dann empfehle ich einen Ausflug zu den Outlying Islands wie Lamma oder Cheung Chau. Mein Favorit ist Cheung Chau mit seinem wunderschönen Butterfly Beach. Wir hatten bei unserem letzten Besuch den Strand sogar ganz für uns ganz alleine. Ein Traum!

Kein Geheimtipp, aber auf jeden Fall sinnvoll ist die Octopus-Karte. Die bekommt ihr in jedem 7/11 und ihr könnt damit Bus und Bahn bezahlen, genauso wie in Supermärkten und in vielen Cafés.

Und was würdest du jemandem sagen, der darüber nachdenkt ebenfalls nach Hong Kong zu ziehen?

Denke nicht lange darüber nach! Wenn jemand die Chance bekommt nach Hong Kong zu ziehen, dann sollte derjenige es unbedingt machen! Ich kenne niemanden, der es bereut hat nach Hong Kong zu gehen. Aber Achtung – weil es hier so schön ist, bleiben die meisten länger als geplant! ; )

Und zu guter Letzt: Wenn du Hong Kong in 3 Wörtern beschreiben müsstest, welche wären es?

Aufregend, Vielfältig, International

Leben in Hong Kong

Vielen Dank für deine Zeit, Mühen und Offenheit und weiterhin eine wundervolle Zeit in Hong Kong!