Hallo lieber Chris, erzähl uns doch am besten erstmal wer du bist und was du machst!

Hallo Franka! Meinen Namen hast du ja schon verraten. Ich bin Digitaler Nomade und bereise gerade für 5-6 Jahre die Welt. Beruflich bin ich IT-Berater für 10 Tage im Monat und betreibe nebenbei noch die folgenden zwei Reiseblogs: globesurfer.de und backpacker-reise.de.

Wie sah dein Start in den Tag heute morgen aus?

Ich bin um 9 Uhr aufgestanden. Typisches Prozedere im Bad und dann an den Laptop. Seitdem sitze ich hier, beantworte E-Mails und tue dies und das online. Nichts besonderes.

Ein Leben in London:
Chris‘ Blickwinkel

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Der Titel verrät es schon. Du hast einige Zeit in London gelebt. Was hat dich dorthin verschlagen?

Genau. Ich habe für 18 Monate in London gearbeitet. Für das Unternehmen für das ich heute noch arbeite; nur mit dem Unterscheid, dass ich jetzt in Teilzeit und 99% remote arbeite. Das Angebot war einfach zu gut um es abzulehnen und die Arbeit als Selbstständiger im SEO Bereich ist auf Dauer dann doch nichts für mich – zumindest nicht Vollzeit.

Wie sahen deine Vorbereitungen aus?

Man hat ja oft dieselben Probleme… Wo lebe ich? Wie funktioniert das mit Bank und Co? Und mit Freunden? Ich habe mich damals mit meinem Arbeitgeber abgestimmt und er bezahlte mir die ersten 2 Wochen AirBnB. Online habe ich mich schon erkundigt, wie das mit der Bank klappen könnte und wo man am besten nach Wohnungen sucht. Es gab 1-2 Seiten und man hat vorher schon versucht ein paar Termine klar zu machen für Besichtigungen und so weiter.

Auf Stadt und Kultur habe ich mich null vorbereitet. In erster Linie wusste ich ja, dass ich genug Zeit habe um etwas in der Gegend zu reisen oder den Feierabend in einem Pub zu genießen und mich an das Leben in London zu gewöhnen.

Wie sahen die ersten 24 Stunden vor Ort aus?

Etwas Chaotisch und gefühlt ziemlich stressig. Beginnend bei, wie komme ich am besten vom Flughafen zum AirBnB mit einem 20 KG bepackten Koffer und Backpack? Man wird ja erschlagen von den neuen Eindrücken, der neuen Währung, alles auf English und dem nicht zu unterschätzenden anderen Verkehrssystem. Natürlich funktioniert alles, aber man ist am oberen Ende seines Stresspegels, ich war es jedenfalls.

Wie riecht London?

Das kommt darauf an wo man ist, aber oft riecht es nach Bier. Ich behaupte, dass die Bierkultur stärker ist als in Deutschland. Generell geht man fast täglich nach Feierabend in den Pub. Klar nicht jeder, aber wenn man so durch London läuft, dann bekommt man locker das Gefühl.

Was waren deine ersten Eindrücke und Erfahrungen?

Ich mag die Architektur. Es gibt auch super schöne Ecken mit Blumen, Parks und Family-Flair. Die Bierkultur war mir auf Dauer etwas zu arg, weil ich selber kein Bier trinke. Dann kann es schon etwas anstrengend sein. Auch, dass gefühlt jeder Zweite mit einem Anzug durch die Stadt rennt. Extrem viele Leute auf den Straßen. Auch das English ist eher witzig am Anfang. Oft musste ich schmunzeln, weil es einfach ungewohnt war. Nach 18 Monate hat man dann aber selber einen leicht britischen Akzent.

Gab es Überraschungen?

Außer dem extrem anstrengenden Prozess ein Konto zu öffnen eher nicht.

Hat es lange gedauert bis du dich eingelebt hast? Fiel es leicht?

Ist eine Definitionsphase. Die ersten 6 Monate waren super. Ich war super motiviert und auch happy in London zu sein. Danach begann alles etwas zu bröckeln. Zu viele Leute, die Pub Kultur, die hohen Preise etc.

Ich glaube nach 3-6 Monaten war ich aber „drin“. Man weiß, wo man günstig gutes Essen bekommt, wo man am besten einkauft, Transport Tricks, ein paar Freunde und Dating… Leicht ist es nicht. Gerade Social Life ist etwas anders in London.

Wie würdest du die Engländer beschreiben? Konntest du dich integrieren? Oder hast du mehr Zeit mit anderen Internationals verbracht?

Es ist etwas schwierig einheimische Freunde zu finden. Das liegt einfach daran, dass man sich von Schulzeiten oder dem Studium kennt. Man ist doch eher in Expat-Kreisen oder mit anderen Internationals zusammen. London ist aber auch extrem breit gefächert.

Ich bin der Meinung, dass es eine gewisse Etikette gibt. Also diese britische Freundlichkeit ist schon da. „Excuse me“ und „pardon“ wird man am laufenden Band hören. Londoner sind nett, trinken relativ viel und sind sehr arbeitsorientiert. Viele Freunde kommen aus dem Berufsumfeld.

Welche Teile der Stadt würdest du zum Wohnen empfehlen und warum?

Ich habe in Bethnal Green gelebt und kann die Gegend empfehlen. Es ist aber immer eine Frage des Geldes. Ich habe mir ein Apartment mit einem Pärchen geteilt. Also eine Art WG. Umgerechnet mit allem Drum und Dran zahlt man dann 900 EUR. Jetzt würde es nur noch 750 EUR kosten, weil der Pfund enorm eingebrochen ist. Allerdings ist das Gehalt auch weniger Wert.

Wer günstiger Leben will muss etwas weiter mit dem Zug fahren… Bethnal Green war für mich ideal, weil es gut zu erreichen ist mit Bus oder der Tube. Auch, weil ich direkt neben einem Park gelebt habe. Ein Supermarkt 5 Minuten zu Fuß zu erreichen war und ich eine Hammer Aussicht auf die Skyline hatte.

Leben_in_London_Menschenmengen

Auch wenn diese Frage natürlich sehr individuell zu beantworten ist: Was ist das durchschnittliche Budget pro Monat? Was würdest du als Minimum empfehlen?

Je nachdem wie man leben will sollte man schon mit weit über 1.000 EUR pro Monat rechnen. Bei 1.500 EUR fängt dann langsam ein „anständigeres“ Leben in London an, wenn man nach wie vor auf’s Geld achtet. London ist nicht billig und hoffentlich verdient man dementsprechend. Das teuerste ist aber wirklich die Miete. Alles andere kostet allerdings auch etwas mehr als in Deutschland.

Was war dein schönster Moment in London?

Ich hatte eine tolle Romanze mit einer Polin. Ansonsten gibt es keine einzelnen Momente… Eher ein Gesamtpaket London, welches ich wirklich lange genossen habe. Zu den Highlights gehören sicher die Parks, lokale Märkte, britische Freundlichkeit, Skyline Garden, Spaziergang an der Themse und ein guter Verdienst.

Und der Schlechteste?

Die Bierkultur war für mich nicht angenehm. Briten kennen auch ihre Grenzen nicht und werden etwas ruppig, wenn sie betrunken sind. Neben Russen möchte ich Briten nicht betrunken über den Weg laufen. High End Fashion und Anzugträger gehen dir irgendwann auf die Nerven. Es gibt in London einfach zu viele Leute – überfüllte Tubes und Busse. Die hohen Preise machen irgendwann keinen Spass mehr.

Könntest du es dir vorstellen zurückzugehen?

Nur noch für einen Besuch. London ist für mich keine Stadt zum leben.

Was sind deine Insidertipps für uns?

Es gibt in der Nähe von der Liverpool Street eine sogenannte Secret Bar. Diese betritt man durch einen „Kühlschrank“. Ich konnte den Tipp schon mehrfach weitergeben und keiner war enttäuscht. Rechtzeitig eine kostenfreie Karte für SkyGarden online bestellen. Wer das verpasst, der kann auch ins Modern Art gehen. Dort hat man auch eine tolle Sicht auf die Skyline.

Und was würdest du jemandem sagen, der darüber nachdenkt ebenfalls nach London zu gehen?

Probiers aus. Never try, never know.

Und zu guter Letzt: Wenn du London in 3 Wörtern beschreiben müsstest, welche wären es?

Pubs, Work and Money

Vielen Dank für deine Zeit, Mühen und Offenheit! Bis bald!

Danke für das Interview. Dir alles Gute!