Ein Klima mit Temperaturen bis -60°C, kaum besiedelt, Wolfsgeheul, was bis in die Hauptstadt zu hören ist, noch heute greifbare Goldrauschvergangenheit… der kanadische Staat Yukon, an der Grenze zu Alaska und der Arktis, ist wahrscheinlich schon eher die exotischere Destination bei einer Reise innerhalb Kanadas, vor allem im Winter. Nicht als abschreckend genug empfunden oder vielleicht sogar genau deshalb, entschloss ich mich dazu, auch das fast menschenleeren Gebiet der Subarktis in meine Reiseroute mit aufzunehmen.

Die Top 10 Highlights in Yukon im Winter

Whitehorse

Ankunft in Whitehorse: Der Flughafen ist wirklich winzig und somit ist man recht schnell durch mit Gepäckausgabe etc. Etwas seltsam ist, dass man sein Gepäck außerhalb der Sicherheitskontrollen vom Rollband nimmt. Im Grunde könnte jeder den Flughafen betreten und Gepäckstücke entwenden. Aber wiederum sind wir in Kanada – da passiert sowas nicht!! Daraufhin ist der nächste Schritt wahrscheinlich der Gang zu einer der Autovermietungen, da man ohne eigenes Fahrzeug aufgeschmissen ist in Yukon. Diese befinden sich aber auch direkt im Flughafengebäude und somit kann die Reise nach Whitehorse Downtown beginnen.

Whitehorse

Whitehorse bildet im Yukon den Nabel der bzw. zur Welt. Von hier aus starten alle Touren in die verlassenen und unberührten Gebiete außerhalb der Hauptstadt. Hier landen die Flugzeuge aus anderen Teilen Kanadas oder aus dem Rest der Welt (es gibt sogar einen Direktflugverbindung zwischen Whitehorse und Frankfurt) und auch für die wenigen, aber dennoch vorhandenen Bewohner Yukons außerhalb der Stadt, ist es der einzige Ort mit Krankenhäusern, „großen“ Einkaufsmöglichkeiten und dem anbahnendem Gefühl von urbanem Leben. Um das ganze greifbarer zu machen: in Yukon leben insgesamt rund 30.000 Menschen. Davon allein 23.000 in Whitehorse. Der Rest größtenteils in Dawson City oder irgendwo in den winzigen Orten oder eben der Wildnis dazwischen.

Wirkliche Sehenswürdigkeiten in Whitehorse zu nennen, fällt mir etwas schwer. Man hat die Stadt in 1-2 Stunden zu Fuß gesehen und ein Gespür dafür bekommen, dass die Uhren hier etwas anders ticken. Die Architektur ist auch nicht wirklich erwähnenswert. Ein Mix aus semi-modernen Gebäuden und ein paar Blockhäusern aus der Pionierzeit, welche man allerdings in Dawson City in weitaus größerem Maße betrachten kann. Falls man einen Tag oder einige Stunden Puffer hat, kann man eine Ausstellung über die Geschichte Yukons im MacBridge Museum of Yukon History besuchen.

Kluane National Park

Südwestlich von Whitehorse, an der Grenze zu Alaska liegt Kanadas größter Nationalpark mit einem riesigen Gletscher. Die Rede ist vom Kluane National Park. Hier kann man Wanderungen unternehmen, riesige Felsbrocken ins Meer fallen sehen oder einfach den Blick auf das diesen Gletscherfeld genießen. Die Gegend verspricht in jedem Fall atemberaubende Eindrücke des kanadischen Winters in Schnee und Eis.

Kluane National Park 2

Hundeschlitten inkl. Wintercamping

Die Hunderschlittenerfahrung, die ich in Yukon gemacht habe, ist nicht wirklich mit der aus Quebec zu vergleichen. Dieses Mal waren meine Begleitung und ich 2 Tage lang nur mit unserem Guide in den Tiefen der kanadischen Wildnis unterwegs. Ich kann eine solche Tour jedem Yukonbesucher nur wärmstens ans Herz legen. Die Nähe zu den Hunden, Wintercampen und unberührte Natur sind ein unvergessliches Erlebnis. Die Huskys machen einen tollen Job und das Campen bei Minustemperaturen ist gemütlicher und erfahrungsreicher als man denkt.

Die ganze Tour findet ihr hier.

Dawson City

Dawson City ist ein verrückter Ort etwa 500km nördlich von Whitehorse. Als nördlichsten Punkt meiner Reise in Kanada verbrachte ich 1,5 Tage dort. Die ganze Stadt versprüht eine einmalige Atmosphäre. Man hat das Gefühl eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert zu machen und Teil des Goldrauschabenteuers zu sein. Die ganze Stadt ist ein Museum für die schönsten Pionierbauten – die perfekte Kulisse für einen Western. In der Goldgräberstadt leben rund 1.200 Menschen und rundherum ist nichts außer kanadischer Wildnis. Vor allem auf der Front Street, welche entlang des Yukon Rivers verläuft, bekommt man das Gefühl einen Zeitsprung zu machen und sich genau das Leben in Dawson City vor rund 120 Jahren vorstellen zu können.

Neben der Tatsache, dass die ganze Stadt an sich sehenswert und historisch ist, gibt es noch einige wenige Sehenswürdigkeiten in Dawson City. Das Dawson City Museum, das Wahrzeichen der Stadt, das Casino Diamond Tooth Gerties Gambling Hall oder als Besonderheit ein Besuch einer Goldmine bei Gold Buttom. Außerdem ist Dawson City einer der besten Orte um bei Nacht die berühmten Aurora Borealis sehen zu können.

Anstrengende Schneeschuhwanderung

Eine weitere typische Winteraktivität in Yukon – und natürlich auch sonst überall im Schnee – ist das Schneeschuhwandern. Dabei schnallt man sich die wie Tennisschläger aussehenden Sohlen unter die Winterboots und marschiert los. Anfängliches Frieren verleitet zur falschen Kleiderwahl, denn es wird in kürzester Zeit dermaßen warm, dass man trotz eisigen Temperaturen keine 5 Lagen benötigt. Mit den Sohlen kann man ohne Probleme über die meterhohe Schneedecke laufen ohne zu stocken oder zu versinken. Je nachdem auf welcher Art von Gelände man läuft ist die Aktivität nicht zu unterschätzen. Ich dachte immer, nur Rentner hätten Freude daran und somit könnte es nicht so anstrengend sein. Falsch gedacht.. Ich kam ziemlich ins Schwitzen. Zudem ist es eine tollte Möglichkeit die endlosen Schneelandschaften zu genießen.

Schneeschuhe Yukon

Mountainbiking im Schnee

Die etwas aktivere und schnellere Alternative zur Schneeschuhwanderung ist das Mountanbiken mit den dicken Snowwheels. Ich kannte diese Variante des Mountainbikes vorher nicht und war hellauf begeistert davon. Das Fahren im Schnee ist zwar viel anstrengender als auf Asphalt oder im Wald.

Mountainbike Yukon

Yukon Wildlife Preserve

Wer Yukon im Winter bereist, muss schon Glück haben um eine Vielzahl an Tieren erblicken zu können. Da ich mir diese Erfahrung trotzdem nicht nehmen lassen wollte, besuchten wir am Ende unseres Trips durch Yukon das Yukon Wildlife Preserve. Dort kann man entweder per Bus oder zu Fuß einem etwa 5km langen Weg entlang der Gehege folgen. Es gibt 11 unterschiedliche Tierarten. Man bekommt Waldkaribus, den kanadischen Luchs, Rocky Mountain Elche, Bergziegen, Maultierhirsche, Moschusochsen, Waldbisons, zwei unterschiedliche Arten von Schafen und Polarfüchse zu Gesicht. Der Eintritt kostet 15$ und es ist auf jeden Fall eine nette Nachmittagsbeschäftigung.

Schneemobil – Motorschlitten im Thomstone Park

Für uns eine abwechslungsreiche Winteraktivität, die man in Deutschland wahrscheinlich eher weniger ausübt und für die Einheimischen eines der Hauptverkehrsmittel im Winter: das Schneemobil. Auch diese Erfahrung hatte ich bereits in Quebec gemacht, aber mit den 37.000 km Schneemobilstraßen in Quebec kann Yukon nicht mithalten. Hier gibt es eigentlich kaum bereits befahrende Wege. Zumindest versicherte uns dies unser Guide Gerard. So war es um einiges schwieriger und waghalsiger mit dem Schneemobil durch die Täler des Thomstone National Parks zu fahren. Hier gab es einen kleinen, aber nicht der Rede werten Unfall. Wohl etwas zu weit mit einer Kufe in den Tiefschnee geraten, kippte unser Schneemobil auf die Seite. Wir waren unversehrt und hatten uns schnell wieder frei und auf den Weg zurück gebuddelt, aber das Mobil bewegte sich keinen Zentimeter. Alles in allem dauerte die Mobilbefreiungsaktion 1,5 Stunden, da sich auch das abschleppende Schneemobil immer wieder festfuhr und es somit ein ewiges und schweißtreibendes Hin und Her war, bis wir endlich weiterfahren konnten. Abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall, erreichten wir unser Ziel planmäßig und es war eine aufregende Erfahrung.

 Schneemobil Yukon

Dempster Highway durch den Thomstone Park

Der Dempster Highway gilt als DER Highway in Yukon und die Kommentare auf Tripadvisor waren sehr vielversprechend. „Wenn man einen Highway befahren haben muss, dann den Dempster“ oder „A life changing experience“ erweckten meine Aufmerksamkeit und somit war klar, dass wir hierher kommen mussten. Dabei ist zu sagen, dass die Bewertungen sich auf alle Jahreszeiten und nicht nur den Winter bezogen. Trotzdem war es eine sehr lohnenswerte Route. Der Highway führt durch den Thomstone Territorial Park und somit bekommt man unzählige verschneite Berge und Täler, zugefrorene Seen und mit etwas Glück Bisons oder Wapitis zu sehen. Dazu kommt, dass wir auf den 5-6 Stunden, die wir wirklich nur mit dem Befahren der Fernstraße verbrachten, maximal ein Auto pro Stunde zu Gesicht bekamen. Man fühlt sich wirklich als einsamer Tourist inmitten von kanadischer Wildnis.

Dempster Highway Yukon

Aurora Borealis – tanzende Polarlichter

Eines der schönsten Dinge, die ich in meinem Leben bisher gesehen habe: die so viel umschwärmten Polarlichter.. Und die sind wirklich so faszinierend wie alle, die bereits das Vergnügen hatten, behaupten. Im Norden Yukons machten wir uns mehrere Nächte in Folge auf die Jagt – erfolgreich. Am ersten Abend begannen wir schon beim Abendessen damit, immer wieder in die Dunkelheit zu starren, mit der Hoffnung die tanzenden Lichter erblicken zu können. Schon gegen 22 Uhr waren die ersten weißen Linien am Himmel zu erkennen und so machten wir uns mit dem Auto auf den Weg zu einer komplett unbeleuchteten, etwas höher gelegenen Stelle. Diese fanden wir letztendlich auf einem Parkplatz des Dempster Highways im Thomstone National Park. Wir verbrachten einige Stunden im und ums Auto. Nach ein paar Fehlversuchen hatten wir auch die Langzeitfunktion unserer Kameras richtig eingestellt, sodass wir ein paar Schnappschüsse bekamen. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass die Aurora auf vielen Bildern um einiges intensiver aussieht, als in Wirklichkeit. Wir haben es versucht nicht so zu übertreiben, wie einige Fotografen, deren Bilder wir zuvor und später sahen.

Aurora Borealis

Auch die nächsten zwei Nächte verbrachen wir draußen, um eines der schönsten Naturphänomene zu beobachten.