Die Gefühle, die ich persönlich mit Paris verbinde, lassen sich gar nicht in Worte fassen. Das Spektrum reicht vom hüpfenden Herzen gepaart mit funkelnden Augen, bis hin zu Schmerz verursachender Traurigkeit. Nicht zuletzt aufgrund dieser Extremerfahrungen, die ich in der Stadt gemacht habe, kann ich nicht aufhören, mich mit großem Enthusiasmus über das Leben dort auszutauschen. Eigentlich hatte ich geplant, nur einen einzigen Erfahrungsbericht aus Paris in meine Blogkategorie „Leben in“ aufzunehmen. Doch bei der Suche nach einem Interviewpartner war die Resonanz so groß, dass ich mich dazu entschlossen habe, dem Thema in Form einer ganzen Reihe Platz auf dem Blog einzuräumen. Durch die Reihe „Aus dem Leben in Paris“ soll ein spannender und persönlicher Einblick in ganz individuelle Leben in Paris entstehen.
Teil 3 mit Laura: Aus dem Leben in Paris
Hallo liebe Laura, erzähl uns doch vielleicht erstmal wer du bist und was du machst?
Bonjour, ich heiße Laura. Ich bin Anfang letzten Jahres nach Paris gezogen, um als „The Paris Officiant“ zu arbeiten. Auf gut deutsch: als freie Traurednerin für symbolische Hochzeitszeremonien. Meine Paare kommen vor allem aus den USA. Ihr Traum ist es etwa vor dem Eiffel Turm, im Garten von Notre Dame oder in einem der Schlösser in der Nähe von Paris ihre Ringe und Eheversprechen auszutauschen.
Wie bist du heute morgen in den Tag gestartet?
Erst mal einen Kaffee – aber da bleib ich bei der deutschen Größe, die französischen Kaffees sind mir zu klein! Wenn ich einen freien Tag hab, plündere ich auch gerne eine Bäckerei für die obligatorischen Croissants, Pain au chocolats und ofenwarme Baguettes.
Was hat dich ins schöne Paris verschlagen? Warum Paris?
Die Liebe! Mein Freund ist Franzose und lebt in Paris. Wir haben über neun Jahre lang ein Fernbeziehung geführt.
Wie lief die Vorbereitungszeit ab? Gab es eine?
Ich hatte die Idee längere Zeit mit mir herumgetragen, nach Paris zu ziehen. Ich konnte mich also zumindest mental schon auf den Umzug einstimmen. Als die Entscheidung dann endgültig gefallen war und ich meinen Job in Deutschland gekündigt hatte, hatte ich noch einige Wochen Zeit, um mich um all den Bürokratiekram in Deutschland und Frankreich zu kümmern.
Was waren deine ersten Eindrücke und Erfahrungen?
Ich habe mich sehr schnell daheim und willkommen gefühlt in Paris! Die Menschen, denen ich in den ersten Tagen und Wochen begegnet bin, waren alle sehr warm, offen und geduldig.
Gab es Überraschungen?
Anfangs hat es mich oft überrascht, dass grundlegende Dinge in Frankreich ganz anders funktionieren als in Deutschland. Bei Arztbesuchen etwa zahlt man in Frankreich erst mal alles selber. Nach ein paar Wochen bekommt man dann einen Anteil von der normalen Krankenversicherung erstattet und dann vielleicht nochmal einen Teil von der Zusatzversicherung. Das kam mir alles so kompliziert und ein bisschen veraltet vor. Auch dass hier Schecks noch ein ganz übliches Zahlungsmittel sind, fand ich sehr erstaunlich.
Hat es lange gedauert bis du dich eingelebt hast? Fiel es leicht, sich zu integrieren?
Ich habe mich recht schnell eingelebt. Ich kannte mich ja schon ein bisschen aus in Paris von meinen vorherigen Besuchen. Außerdem findet man in Paris schnell Anschluss – sowohl zu Franzosen als auch zu anderen Expats. Das kulturelle Angebot ist einfach riesig. Und über das Internet gibt es reichlich Möglichkeiten, gezielt Gleichgesinnte zu finden. Paris ist eine sehr offene Stadt und die Pariser sind es gewohnt Menschen aus aller Welt zu begegnen.
Wie würdest du die Pariser beschreiben? Oder verbringst du mehr Zeit mit anderen Zugezogenen?
Ich mag es, dass viele Pariser sehr offen, entspannt und tolerant sind. Mir ist es schon öfter passiert, dass ich auf der Straße mit wildfremden Menschen wie selbstverständlich ins Gespräch gekommen bin. Und obwohl Paris eine hektische Großstadt ist, bleiben viele Menschen hier erstaunlich gelassen. Das Geheimnis ist wohl eine gute Portion Humor.
Welche Teile der Stadt würdest du zum Wohnen empfehlen und warum?
Ich wohne ein klein wenig außerhalb von Paris, aber noch im Metro-Bereich. Für mich ist das ideal, weil ich mit der Metro nicht lange ins Zentrum brauche, die Mietpreise aber um einiges günstiger sind. Und es ist nicht so laut und die Luft ist nicht ganz so schlecht wie in manchen Pariser Stadtvierteln.
Auch wenn diese Frage natürlich sehr individuell zu beantworten ist: Was ist das durchschnittliche Budget pro Monat? Was würdest du als Minimum empfehlen?
Das kommt ein bisschen darauf an, in welchem Stadtteil man gerne wohnen würde und wie häufig man ausgeht, Restaurants besucht etc. Aber grob geschätzt würde ich 1.500 € als Minimum ansetzen.
Was war dein bisher schönster Parismoment?
Sonnenaufgang in Paris, wenn die Stadt erwacht und alle Farben und Gerüche noch ganz sanft und frisch sind. Ich sehe oft den Sonnaufgang. Denn meine Trauungen finden häufig im Freien etwa beim Eiffel Turm oder Notre Dame statt. Die beste Tageszeit dafür ist frühmorgens, um die Touristengruppen zu vermeiden und einen ruhigen Moment für die Trauung zu finden. Deshalb bin ich oft schon im Morgengrauen unterwegs.
Und der Schlechteste?
Die Luftverschmutzung ist furchtbar! Ich fahre sehr gerne Fahrrad. An manchen Tagen ist das aber kein Vergnügen und wahrscheinlich auch nicht besonders gesund.
Planst du für immer dort zu bleiben? Könntest du es dir vorstellen?
Ja, ich kann es mir gut vorstellen für immer in Paris zu bleiben! Aber man weiß es ja nie…
Was sind deine Insider-Tipps für Parisbesucher?
Einen Kaffee in der Cafeothèque schlürfen. Die haben unzählige Kaffeesorten und es treffen sich hier Menschen aus aller Welt. Danach ein bisschen am Seine-Ufer und auf der Ile-Saint-Louis flanieren. Dort kann man dann gleich noch eine zweite Kaffee-Pause im St.Regis einlegen, ein typisches Pariser Café mit den witzigsten Obern in ganz Paris. Und ein kleiner Ausflug in den Parc de Buttes-Chaumont kann ich auch nur empfehlen. Vom Sybillen-Temple auf dem Gipfel eines Hügels hat man einen phänomenalen Blick auf Montmartre.
Und was würdest du jemandem sagen, der darüber nachdenkt ebenfalls nach Paris zu ziehen?
Grundsätzlich würde ich immer sagen: Du träumst davon, nach Paris zu ziehen? Dann mach deinen Traum wahr! Aber pass auf, Paris ist nicht gerade das günstigste Pflaster, allein die Mieten sind schon saftig. Also am besten kommt man mit ein paar Ersparnissen und nicht ganz ohne Plan nach Paris.