Einigen Leuten in meinem Umfeld erschien es als eine „außergewöhnliche“ Idee Kanada ausgerechnet im tiefsten Winter zu besuchen. Manche meinten wohl vielleicht auch es sei Schnapsidee, was aber natürlich niemand sagte. Selbstverständlich gab es auch gegenteilige Reaktion und Begeisterung. Nach mehr als 6 Wochen Trip quer durch Kanada mit Stops in Quebec, Ontario, Alberta, Yukon und British Columbia fühle ich mich bereit, die Frage ob eine Reise nach Kanada im Winter lohnenswert ist, zu beantworten.

Kanada im Winter – Top oder Flop?

Kanada im Winter – Temperatur

Wohl einen der größten Zweifel verursacht das Wetter in Kanada in den Wintermonaten. Ehrlich gesagt hatte auch ich etwas Sorge beim Gedanken an Temperaturen weit unter den 0° Celsius. Das kälteste, was man in Deutschland so erlebt sind um die -10°C und das ist glaube ich auch schon einige Jahre her. Wie sich dann wohl -20°C anfühlen würden? Außerdem ist mir sowieso immer kalt. Selbst bei +20°C. Aber in Foren hieß es immer, dass das alles mit der richtigen Kleidung kein Problem sei. Die Kleidungslisten aus einschlägigen Foren berücksichtigt, packte ich also die Funktionskleidung für Kanada ein uns es ging los.

Es kam allerdings noch viel schlimmer, als die befürchteten -20°C. Bei Ankunft in Quebec hatten wir -40°C !!!! Ich dachte, dass müsse ein Scherz vom Busfahrer sein. War es aber nicht. Und so brachte er uns zu unserem Hotel an einem zugefrorenen See.

Am nächsten Morgen stand die erste Aktivität auf dem Plan: Schneemobilfahren in Quebec. Das machten wir 3 Tage lang und jeden Tag erhöhte ich noch meine Lagen an Kleidung. Am letzten Tag trug ich ein Top, lange Skiunterwäsche, eine Sweatshirt, eine Jeans, eine Skilatzhose, Schneeboots, meine Northface Daunenjacke, eine Expeditionsjacke, 3 Paar Socken, Sturmhaube unter dem Helm und Handwärmer in meinen Fäustlingen. Joa.. nun konnte ich auch bestätigen, dass es mit der richtigen Kleidung nicht zu kalt ist, dennoch halte ich es nicht immer für umsetzbar. Zudem ist zu erwähnen, dass es nicht nur mir so ging, sondern auch meiner männlichen Begleitung und auch selbst dem kanadischen Guide unserer Tour.

Die nächsten Stopps auf meiner Route waren zum Glück nicht mehr so extrem kalt und ein Stück weit gewöhnt man sich auch an die Temperaturen, aber man kann es nicht abstreiten; es ist extrem kalt und definitiv ein seltsames Gefühl, wenn einem das Innere der Nase nach wenigen Sekunden an der frischen Luft gefriert.

Trotzdem gab es nur wenige Momente, in denen ich wirklich dachte, dass es zu kalt ist, um das Sightseeing oder die jeweilige Aktivität genießen zu können. Man braucht eben wirklich die richtige Kleidung und muss regelmäßige Aufwärmspots mit einplanen.

Kanada im Winter – Aktivitäten

Die Aktivitäten variieren natürlich auch von Sommer zu Winter extrem. Abgesehen vom Sightseeing in den Städten, ist es meist die Wintervariante von den Sommeralternative, die man im Winter so anstellen kann. Trekking und Klettern kann man zum Beispiel natürlich trotzdem. Nun heißt es dementsprechend nun Iceclimbing, Icewalking oder Schneeschuhwandern.

Icewalk Jasper 2

Dass die Landschaften in Kanada ein Traum für Mountainbiker sind, ist auch kein Geheimnis. Im Winter gibt es spezielle Bikes mit sogenannten Snow Wheels, welche man sich leihen kann. Das ist allerdings um einiges anstrengender und man kommt trotz der Kälte ziemlich ins Schwitzen.

Hinzu kommen aufregende, besondere Winteraktivitäten, die einen Besuch im Winter lohnenswert machen. Dazu gehören mein absolutes Lieblingserlebnis in Kanada, das Fahren eines eigenen Hundeschlittens. Diese Erfahrung durfte ich einmal in Form einer mehrstündigen Tour in Quebec machen und einmal stand Hundeschlittenfahren im Bundesstaat Yukon inklusive Wintercampen auf dem Programm.

Hundeschlittenfahren Kanada

Außerdem macht das Schneebuggy- und Schneemobilfahren irre viel Spaß und ich würde es jedem Winterbesucher ans Herz legen.

Gibt es natürlich überall – aber Ski- und Snowboardfahren in Kanada ist eben doch etwas besonderes. Nicht nur dadurch, dass sie Saison von November bis Mai reicht, sondern auch dadurch, dass sich einem, bedingt durch die höhere Baumgrenze, grenzenlose Schneewüsten mit unterschiedlichsten Verhältnissen für Anfänger bis Profis bieten.

Snowboarden Kanada

Eines der schönsten Dinge, die ich in meinem Leben bisher gesehen habe: die so viel umschwärmten Polarlichter. Und die sind wirklich so faszinierend wie alle, die bereits das Vergnügen hatten, behaupten. Im Norden Yukons machten wir uns mehrere Nächte in Folge auf die Jagt – erfolgreich. Die Wahrscheinlichkeit das Naturwunder erblicken zu können, ist in den Wintermonaten um einiges höher.

Kanada im Winter – Sightseeing

Zum Sightseeing muss ich ehrlicherweise sagen, dass es mir im Sommer in den meisten Städten wahrscheinlich noch besser gefallen hätte. Aber auch nur dadurch, dass Kanadas Städte bekannt dafür sind, umso mehr im Sommer für ihre Bewohner und Touristen zu organisieren und ich eben doch eher das Sonnenkind bin. Obwohl ich meine Wintererfahrung in kleinster Weise missen möchte, hätte ich Open Air Konzerte und Filme sowie Märkte und und und in den jeweiligen Städten schon auch gerne gesehen. Heißt also – im Sommer wiederkommen..

Quebec Stadt – Hier war meine kälteste Sightseeing Tour. Wir hatten die zwei Tage unseres Aufenthalts lang zwischen -20°C und -30°C. Dazu kam ziemlich starker Wind, was die Kälte unerträglich machte.

Montreal – Montreal ist für seine vielen Festivals bekannt. Wir hatten das Glück genau zum Montréal en Lumière Lichterfestival da gewesen zu sein. Trotz eisiger Temperaturen zieht es die Bewohner und einige Besucher auf die Straßen. Überall gab es kleinere und größere Attraktionen, Konzerte, Ausstellungen, Foodstände – in der ganzen Stadt gab es etwas zu sehen oder zu erleben. Hier hat sich der Besuch im Winter also definitiv gelohnt.

Montreal en Lumiere

Ottawa – Da ich ein großer Eislauffan bin, war der Besuch Ottawas im Winter wirklich schön. Hier gibt es auf dem Ottawa Canal die längste Eislaufbahn der Welt.

Toronto – In Toronto habe ich, bedingt durch den zugefrorenen Toronto Lake, leider auf eine Überfahrt zu Toronto Island verzichten müssen. Ansonsten war der Besuch im Winter absolut lohnenswert. Und es war schon beeindruckend, die zugefrorenen Niagarafälle und die Skyline Torontos vom zugefrorenen See aus zu sehen.

Skyline Toronto

Jasper – Jasper in den kanadischen Rockies war ein Traum im Winter. Die endlosen Schneelandschaften und zugefroren Seen waren mein absoluter Favorit während meiner Reise und diese Wintererfahrung möchte ich auf keinen Fall missen.

Vancouver – Zu guter Letzt besuchte ich etwa eine Woche lang Vancouver. Die Temperaturen hatten nicht mehr wirklich viel mit Winter zu tun, deshalb fällt die Stadt etwas aus der Wertung. Durch die südlichere Lage herrschten hier Anfang des Jahres schon Temperaturen zwischen 10°C und 20°C. Während unseres Aufenthalts machte sie auch ihrem Spitznamen Raincouver nicht allzu große Ehre und so konnten wir, die für uns nun fast sommerlichen Temperaturen und die Stadt, in vollen Zügen genießen.

Meine Kanada Ausrüstung:

Warme dicke Daunenjacke

Meine knallrote Skihose von The North Face

Pudelmütze von The North Face

Dicke wasserdichte Handschuhe von The North Face

Die wärmsten Schuhe der Welt: Sorel Caribou Boots

Ständiger Begleiter von enormer Bedeutung: The HEAT company Handwärmer

Warme Thermounterwäsche

Warme Outdoorsocken