Als ich und mein Freund unsere Reise nach Kolumbien planten, war uns von Anfang an klar, dass wir auch den Amazonas besuchen wollten. Wir überlegten hin und her, wie wir unseren Aufenthalt dort gestalten könnten. Als Erstes kam uns der Gedanke, mit dem Schiff über den Amazonas von Kolumbien nach Brasilien zu fahren. Den ganzen Tag auf dem Wasser zu sein und in Hängematten auf dem Schiff  herum zu schippern, klang für uns nach einem riesen Abenteuer, dem wir gerne nachgekommen wären. Allerdings wollten wir so viel wie möglich von Kolumbien sehen und uns auf ein Land beschränken, damit wir dieses näher kennenlernen können. So kam es, dass wir durch Zufall über AirBnB, eine Hütte in Letíca fanden, die inmitten des Dschungel Kolumbiens steht. Ohne Elektrizität, fließend Wasser oder sonstigen Komfort, den wir von unserem Alltag Zuhause gewohnt sind. Also um diesen zu entfliehen – genau das Richtige..

Von Bogotá in den Dschungel Kolumbiens

Wir buchten unseren Flug von Bogotá nach Leticiá bereits im Vorfeld in Deutschland. Als der Tag des Fluges anstand, hatten wir Bogotá bereits genauer unter die Lupe genommen und freuten uns tierisch auf unsere Natur-Nah-Erfahrung. Leider erkrankte mein Freund genau an diesem Tag. Mit wahnsinnig hohem Fieber und sehr häufigen Toilettenbesuchen (ähh sorry) hatte er eigentlich keine guten Voraussetzungen für den Flug in das schwül heiße Gebiet des Amazonas. Doch abblasen wollten wir die Sache auch auf gar keinen Fall. Also flogen wir. Schon alleine für den Blick aus dem Flugzeugfenster lohnt es sich dorthin zu fliegen. So viel Grün und Wasser soweit das Auge reicht. Am Flughafen erwartete uns bereits Don, unser „Nachbar“ (er wohnte ca. 3km von uns entfernt, einmal quer durch den Dschungel). Eigentlich stand als Erstes auf dem Plan einzukaufen, allerdings ging es meinem Freund immer schlechter, sodass wir zu meinem großen Leiden entschlossen, ihn erst zur Hütte ins „Bett“ zu bringen. Nach einer 45 minütigen Fahrt mit dem Tuk Tuk und 20 minütigem Fußweg durch den Dschungel, gelangten wir endlich zu unserer Hütte. Klo und Dusche befanden sich draußen. Die Dusche funktionierte natürlich mit Regenwasser. Sonstige Ausstattung: Eine Feuerstelle in der Hütte, ein spärliches Bett, eine improvisierte Küchenzeile zum Vorbereiten des Essens, ein verlassenes riesiges Spinnennetz an der Decke und Holzstämme zum Sitzen. Das war also unser neues Zuhause für die nächste Woche.

Der erste Tag im Dschungel Kolumbiens

Nachdem ich den Kranken schweren Herzens zurückließ, machten Don und ich uns auf den Rückweg in die Stadt. Don erklärte mir währenddessen alles, was ich wissen musste, um in der Hütte zu überleben. Ich bemühte mich sehr, alles was er mir so eindringlich mitzuteilen versuchte, zu verstehen – allerdings mit nicht allzu großem Erfolg. Mein schlechtes Spanisch könnte ein Grund dafür gewesen sein. Mit einer weiteren Verspätung, aufgrund eines Plattens, kamen wir dann endlich bei dem einzigen Supermarkt der Stadt an und packten alle Taschen voll. Zusätzlich schleppten wir  jeder zwei 5-Liter Wassertüten. Wir begaben uns auf  den Rückweg und gaben unser bestes nicht zusammenzubrechen bei der schwülen Hitze, die sich mehr und mehr auszubreiten schien. Ich habe glaube ich noch nie so sehr geschwitzt wie an diesem Tag. Armer armer Don, der übrigens genauso so groß ist wie ich, bzw. klein. So um die 1,60m. Nach dieser langwierigen Tortur, konnte mein Freund endlich auch mit Wasser versorgt werden. Ich schaffte es noch gerade bevor es dunkel wurde (gegen 18Uhr) unser Abendessen auf dem mühsam erzeugten Feuer zu kochen, bevor es danach auch schon schnurstracks ins Bett ging.

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Erfahrungen im Dschungel Kolumbiens

Der Morgen, welcher dort schon um 5Uhr beginnt, war wunderschön; genauso wie die Nacht. Ungewohnte Geräusche, aber so friedlich und beruhigend. Die Geräusche des Dschungels sind einzigartig. Sie lassen sich nur schwer beschreiben. Es ist einerseits ziemlich laut, aber andererseits eben beruhigend und man bekommt ein ehrfürchtiges Gefühl vor der nahezu unberührten Natur dort. Ich hätte ewig im Bett liegen bleiben können, um einfach nur zuzuhören. Wäre das Bett nur ein wenig gemütlicher gewesen. Da es meinem Freund an diesem Morgen schon wieder besser ging – wahrscheinlich hat er alle Bakterien ausgeschwitzt – konnten wir von unserer Hütte aus super Ausflüge unternehmen. Wir liefen in das nächste Dorf. Dort gab es die Möglichkeit, sich unterschiedlichste Dinge zu leihen bzw. zu mieten. Wir mieteten uns ein Motorrad, um unabhängiger zu sein und nicht immer Stunden auf den Bus warten zu müssen, der – typisch für Südamerika – natürlich kam wann er wollte.

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Ein weiteres tolles und erinnerungswürdiges Erlebnis während unserer Zeit dort, war ein Ausflug mit einem Quéqué. Dabei handelt es sich um ein kleines Holzboot. Wir unternahmen damit einen Ausflug auf den Amazonas und während wir damit auf die peruanische Seite des Flusses fuhren, erblickten wir rosa Delfine. Sie leben nur in Südamerika, werden auch Amazonasdelfine oder Botos genannt und sind definitiv interessant zu beäugen. Auf der peruanischen Seite angekommen, gab es erst einmal Ceviche. Das Gericht, das auch ursprünglich aus Peru stammt, kannte ich bereits von meinem mehrmonatigen Aufenthalt in Lima und anderen Teilen des Landes. Das Fischgericht ist unglaublich lecker und frischer, als direkt am Amazonas, bekommt man es wohl kaum. Von dieser Seite aus, fuhren wir wiederum mit einem Motorrad in ein brasilianisches Dorf. So können wir behaupten, an einem Tag, sowohl in Kolumbien, in Peru und in Brasilien gewesen zu sein.. Das hätte ich mir wahrscheinlich auch nie erträumt.

In der Woche, in der wir die Hütte bewohnten, stand außerdem ein Besuch bei Don Zuhause mit Führung durch seinen riesigen „Garten“ an. Dort aßen wir die leckersten Bananen auf Erden und säten eine Ananas. Außerdem gab es noch viele Begegnungen mit unterschiedlichstem Getier, das dort meist nicht gerade klein ist, eine Wanderung durch den Dschungel mit Besuch der Dorfgemeinde und des Hexenmeisters. Dieser wollte und ein reinigendes Ritual anzudrehen. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um die Einnahme von Ayahuasca handelte. Die Dschungeldroge für die einige Touristen das Amazonasgebiet besuchen und welche auch bei einigen Einheimischen hoch im Kurs steht. Nach Einnahme muss man sich wenige Zeit später übergeben und verfällt daraufhin in einen stundenlangen Trancezustand. Wir lehnten dankend ab. Außerdem gab es noch zahlreiche Gerichte, die entweder versalzen oder zu scharf oder beides waren, da ich in der Dunkelheit Probleme mit dem Würzen der Speisen hatte.

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Fazit

Alles in Allem war die Zeit im Dschungel Kolumbiens ein wirklich großes Abenteuer und eine tolle Erfahrung, an die wir uns sicherlich bis ans Ende unseres Lebens erinnern werden. Ich kann es jedem empfehlen, der sich nicht zu schade dafür ist, für den Toilettengang die Hütte verlassen zu müssen, eine Woche mit Regenwasser als Dusche vorlieb zu nehmen und das ein oder andere Mal einem mehrbeinigem Gefährten über den Weg zu laufen.